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Allgemeine VerUNsicherung in Fidschi

Der Klimawandel wurde für das Dorf Nukubalavu mit dem Zyklon Winston zur bitteren Realität.

Von Sabine Minninger am

Der Zyklon Winston hat das Dorf Nukubalavu auf der Insel Viti Levu des Staates Fidschi und seine circa 350 Einwohnern an einem Dienstag im Februar 2016 überrascht. Die Bewohner des Dorfes waren durchaus vorgewarnt, dass der bereits seit Tagen sich im Südpazifik aufbauende Zyklon an dem Tag eintreffen wird. Überraschend war die noch die gekannte Wucht, mit welcher der Zyklon ungebremst auf das Küstendorf traf. Laisa Qualoiwasa wurde in Nukubalavu geboren und lebt bis heute in der familiären Dorfgemeinschaft. Die 32jährige Mutter von 5 Kindern erlebte bereits in der Vergangenheit für die Region übliche Zyklone, aber Winston war anders als alle zuvor.

Zyklon Winston war der erste aufgezeichnete Wirbelsturm, der in der Kategorie 5 der australischen Intensitätsskala seinen Landfall auf Fidschi hatte. Mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von 285 km/h und einem zentralen Luftdruck von 915 hPa erreichte Zyklon Winston kurz vor dem Landfall auf Viti Levu seine größte Intensität.

Der 28jährige Wise Naicegulevu beschreibt das Auftreffen von Winston bei einem Treffen in seinem Dorf zunächst wie eine Trainingseinheit für Katastrophenvorsorge. Man sei informiert gewesen und wusste genau, wie man sich zu verhalten habe: Allen Besitz in Sicherheit bringen, dafür sorgen, dass alle Bewohner, besonders die Kinder, Alte und Bedürftige in die Kirche gebracht werden, das sturmsicherste Haus im Dorf.

Doch als um 12 Uhr Winston dann das Dorf erreichte, lehrte er die Bewohner eine neue Weltordnung.

Dass ein Zyklon Wind und Regen mit sich bringt, darauf waren die Bewohner eingestellt, aber Winston brachte auch Flutwellen mit sich. Gleich drei Flutwellen überschwemmten das Dorf und rissen 16 Häuser mit sich. Weitere 25 Häuser (von insgesamt 68 Häusern des Dorfes) wurden beschädigt. Es dauerte drei Wochen bis die Regierung nach der Katastrophe eintraf. Die Hilfe des Staates wird generell sehr unterschiedlich bewertet. Laisa beispielsweise ist dankbar, dass die Regierung überhaupt kam und half. Wise dagegen findet es beschämend, dass die Regierung so langsam sei in der Rehabilitierungsarbeit. Auch sieben Monate nach der Katastrophe konnte nur die Hälfte der Häuser wieder aufgebaut werden. Die Regierung habe zwar die finanziellen Mittel versprochen, führt er aus, jedoch seien sie noch nicht vollständig bereitgestellt worden. Er glaubt, die Regierung sei völlig überfordert mit dem Ereignis.

Das Dorf Nukubalavu hat bei allem widerfahrenden Leid noch Glück gehabt, zumindest die physischen Schäden sind vergleichsweise gering ausgefallen. Nur drei Personen wurden verletzt durch einbrechende Dächer oder durch rumfliegendes Material. In Fidschi kamen insgesamt 42 Menschen durch den Zyklon Winston ums Leben. Dank dem guten Katastrophenvorsorgemanagement der Dorfgemeinschaft sei sein Dorf mit dem Verlust von Menschenleben verschont geblieben, glaubt Wise.

Aber die psychischen Schäden sitzen bei allen Bewohnern tief. Sobald der Himmel ergraut, kommt die Angst zurück. Bei der ersten Zyklonwarnung nach Winston sind die Menschen panisch aus ihren Häusern die umliegenden Berge hochgerannt. Sie halten es in ihrem Dorf nicht mehr aus. Sie möchten nun weiter bergauf ziehen – dabei ist es ihnen sehr wichtig, dass sie weiterhin in Sichtweite zu ihrem Heimatboden angesiedelt sind. Denn auch wenn sie nicht mehr dort schlafen werden, so ist es doch noch immer elementarer Bestandteil ihres Alltags und vor allem ihrer Dorfgeschichtsschreibung.

Die Bewohner wünschen sich die Umsiedlung ausschließlich aus dem Grunde, da der Meeresspiegelanstieg sie bedroht und zyklonbedingte Flutwellen für sie eine Lebensbedrohung geworden sind. Laisa ist sich durchaus bewusst, dass dies mit dem Klimawandel zu tun hat, der in den Medien viel diskutiert wird. Sie glaubt aber erst seit sie den Zyklon Winston miterlebt – oder wie sie sagt – überlebt hat, dass es einen Klimawandel gibt. Das gesamt Dorf teile ihre Meinung, der Klimawandel sei nun ihre Lebensrealität geworden, mit dem sie umgehen müssen. Wieso es den Klimawandel gibt, wer dafür verantwortlich ist, sei ihnen dagegen nicht wirklich bekannt.

Brot für die Welt unterstützt den Pazifischen Kirchenrat im Rahmen der Projektarbeit, aber auch in den UN-Klimaverhandlungen, dass die Bewohner der kleinen Inselentwicklungsstaaten für die Bewältigung von klimabedingten Schäden und Verluste unterstützt werden. Das Thema wurde im Pariser Klimaabkommen verankert, aber noch nicht mit Finanzmitteln ausgestattet, die dringend benötigt werden. Die G7-Staaten haben eine Initiative für Klimarisikoversicherungen ins Leben gerufen, die beim Pariser Klimagipfel im Dezember 2015 als InsuResilience angekündigt wurde. Die Initiative beabsichtigt bis 2020 weitere 400 Millionen Menschen in Klimarisikoversicherungen aufzunehmen. Die Initiative umfasst auch den Südpazifik. Sofern die Versicherung gut auf die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerungsgruppe ausgerichtet ist, könnte sie eine ernsthafte Chance für eine schnellere Rehabilitation für Sturmopfer sein als durch die staatliche Unterstützung alleine.

Ovini S. Ralulu, Direktor der Klimaabteilung des Ministeriums für strategische Planung der Regierung von Fidschi, sieht die bisher angebotenen Klimarisikoversicherungen zB der Weltbank sehr kritisch. Seine Regierung hat einen Beitritt zu den Versicherungsinstrumenten bisher abgelehnt. Die Versicherungspolice sei viel zu hoch, der Staat könne sie sich nicht leisten, der Jahresbeitrag liegt bei 1 Million USD. Die Police würde auch nur bei extremen Events greifen, bei Zyklonen der Stärke 5 wie zB der Zyklon Winston, nicht aber bei den üblichen Zyklonen der Stärke 3. Auch sind Fluten und Überschwemmungen nicht Teil der Police, sondern zB Erdbeben, die in der Region kein Risiko darstellen. Dennoch hofft er, dass die InsuResilience-Initiative der G7 sich besser auf die Bedürfnisse seines Landes einstellt und eine echte Chance auf einen Risikotransfer bietet. Vor allem wünscht er sich, dass Kleinbauern und Kleinbäuerinnen gegen Überflutungen durch Stürme aber auch im Zusammenhang mit dem Meeresspiegelanstieg abgesichert werden können.

 

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