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Ein anderes Meer ist möglich!

Die lebenden, mineralischen und energetischen Ressourcen der Meere sind gefährdet. Damit das Meer auch langfristig für eine gerechte Entwicklung genutzt werden kann, ist es notwendig, dass der globale Wettlaufs um die Schätze des Meeres entschleunigt wird. Dies forderten die Teilnehmenden der Konfernz "Ein anderes Meer ist möglich!", die am Wochenende in Bremen stattfand.

 

Von Francisco Marí am

Auf der Konferenz „Ein anderes Meer ist möglich!“, zu der ein breites Bündnis aus umwelt- und entwicklungspolitischen Organisationen vom 15. bis 17. Mai nach Bremen eingeladen hat, wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein Positionspapier zur Meerespolitik verabschiedet, das die Grenzen des Blauen Wachstums zum Thema macht.

Nach Meinung der einladenden Organisationen steht unser Umgang mit dem Meer vor einer Richtungsentscheidung. Der immer stärkere Zugriff auf die lebenden, mineralischen und energetischen Ressourcen der Meere gefährdet den Erhalt der marinen Ökosysteme und befördert eine ungerechte und ungleiche Entwicklung. Während die EU-Kommission ihren ebenfalls in Bremen stattfindenden, diesjährigen Kongress zum Europäischen Tag des Meeres unter die Überschrift „Innovation driving Blue Growth“ gestellt hat, rückte die zivilgesellschaftliche Konferenz die Entschleunigung des globalen Wettlaufs um die Schätze des Meeres in den Mittelpunkt. Die Organisationen sind sich darin einig, die Gefahr abzuwenden auf See dieselben Fehler zu wiederholen, die an Land zu Umwelt-, Klima- und Entwicklungskrise geführt haben. Noch gibt es für das Bündnis Alternativen, die beschritten werden können und zu einem Ende des Artensterbens und von Überfischung und Vermüllung der Meere führen. Unter anderem fordern sie die Tiefsee unangetastet zu lassen, mehr Meeresgebiete unter effektiven Schutz zu stellen und die Menschen- und Arbeitsrechte auf See durchzusetzen. Am Montag wird das Bündnis der EU-Kommissarin für maritime Angelegenheiten und Fischerei, Maria Damanaki, die Erklärung der Konfernz übergeben.

Kommentare der Beteiligten Organisationen zu den Ergebnissen der Konferenz

„Die handwerkliche Fischerei hat weltweit eine entscheidende Bedeutung für die Ernährungssicherheit. Angesichts der Konkurrenz mit den industriellen Fangflotten und den zahlreichen Vorhaben zur Erschließung der Meere gerät die Kleinfischerei mehr und mehr unter Druck. Aus diesem Grund unterstützt Brot für die Welt unter anderem die Einführung der Freiwilligen Richtlinien zur handwerklichen Fischerei durch die Welternährungsorganisation. Der Kleinfischerei muss eindeutig Vorrang beim Fischfang gewährt werden.“

Francisco Marí, Referent Agrarhandel + Fischerei, Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst

„Aus unserer Sicht müssen die Schwerpunkte in der Meerespolitik völlig anders gesetzt werden. Die Zivilgesellschaftliche Konferenz hat der Politik des Blauen Wachstums eine klare Absage erteilt. Die Gefahr, dass auf See dieselben Fehler wiederholt werden, die an Land zu Umwelt-, Klima- und Entwicklungskrise geführt haben, muss dringend abgewendet werden. Dies gilt insbesondere mit Blick auf die globale und entwicklungspolitische Dimension der Meerespolitik.“

Kai Kaschinski, Fair Oceans

„Auf der Zivilgesellschaftlichen Konferenz waren fast 20 Nichtregierungsorganisationen vertreten. Ein Großteil der umwelt- und entwicklungspolitischen NGOs, die sich derzeit in Deutschland mit Meerespolitik befassen, haben die Konferenz gemeinsam getragen. Auch VertreterInnen von NGOs in Entwicklungsländern nahmen teil und brachten ihre kritischen Erfahrungen ein. Im Mittelpunkt standen die Forderungen nach einem Ende der Überfischung, einem Ausbau von Meeresschutzgebieten, Maßnahmen gegen die Vermüllung der Meere, einem Moratorium beim Tiefsee-Bergbau und der Durchsetzung von Menschen- und Arbeitsrechten auf See. Das sind aus unserer Sicht die dringlichsten Themen für eine nachhaltige, gerechte und umweltschonende Meerespolitik. Mit mehr Technik schneller fahren auf dem bisherigen Weg, wie es die offizielle Konferenz nahelegt, ist keine Option.“

Jürgen Maier, Forum Umwelt & Entwicklung

„Die Vielzahl menschlicher Eingriffe in die Meeresnatur und deren Zusammenwirken führt zu einem nie dagewesenen Sterben von Arten und Verlust von Lebensräumen. Die Meere sind verletzlich und ihre Ressourcen endlich. Die aktuelle Meerespolitik der EU führt in die Sackgasse. Anstatt unvermindert auf Wachstum zu setzen, brauchen wir einen klaren Wandel zu mehr Vorsorge, Steuerung und Nachhaltigkeit in der maritimen Wirtschaft. Der NABU setzt sich insbesondere für umweltverträgliche Fischerei und Nullnutzungszonen in Schutzgebieten, den naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windkraft und Maßnahmen gegen Plastikmüll im Meer ein.“

Dr. Kim Cornelius Detloff, NABU

„Gemeinsam mit den Teilnehmern der Zivilgesellschaftlichen Konferenz halten wir den wirtschaftlichen Ausbau des Sektors Meer unter Anbetracht des derzeitigen schlechten Umweltzustands der Meere für äußerst fragwürdig. Die EU-Initiativen den Tiefseebergbau voran zutreiben ist auf Grund mangelnden Wissens über die Tiefsee nicht mit dem Vorsorgeprinzip zu vereinbaren und somit bis auf weiteres zu stoppen. Wir begrüßen die Entscheidung der EU, bei der Entwicklung von Projekten einen deutlichen Fokus auf die Nachhaltigkeit zu legen. Um ein Projekt ökologisch nachhaltig zu gestallten, fordern wir, dass es sowohl im strategischen als auch im operativen Teil eines Projekts zu keiner Zeit zu einer Beeinträchtigung, Zerstörung oder Veränderung der Lebensräume von Walen und Delfinen kommen darf.“

David Pfender von Whale and Dolphin Conservation

„Hoch- und Tiefsee sind kein Selbstbedienungsladen für die Industrie. Wir brauchen auch dort endlich Meeresschutzgebiete.“

Stephan Lutter, International Marine Policy & Marine Protected Areas

„Blue Growth - die EU versucht, das Meer immer weiter mit knallharten wirtschaftlichen Interessen auszubeuten und spricht gleichzeitig von "Nachhaltigkeit". Die Zivilgesellschaftliche Konferenz hat an vielenBeispielen gezeigt, dass diese Show nicht gelingt.“

Annegret Reinecke, Robin Wood

„Für eine wachsende Zahl von Menschen sind Verantwortung und Nachhaltigkeit Voraussetzung für Genuss und Genießen – die Erschöpfung oder Verschwendung der Meeresressourcen vor unserer Haustür ist gesellschaftlich nicht zu akzeptieren. Nachhaltige Fanggrenzen bis 2015 sind ein wichtiger Schritt für die Lösung der Probleme in unseren Meeren und sie sind für die europäischen Bestände machbar – dieses wichtige GFP-Ziel muss ohne Aufschub umgesetzt werden. Eine Ausweitung der Nutzung maritimer Ressourcen und damit verbundene Eingriffe in das Ökosystem Meer müssen kritisch auf ihre Auswirkungen auf die sowieso schon geschwächten Fischbestände betrachtet werden.“

Dr. Ursula Hudson, Vorsitzende Slow Food Deutschland e.V.

„Die Ozeane haben sich in der Geschichte der Erde oft verändert. Doch noch nie in solch rasantem Tempo, wie wir es heute vor allem in den Eismeeren erleben. Die weltweiten Treibhausgas-Emissionen, darunter insbesondere das CO2, führen zu einer Versauerung der Meere und gefährden die Lebensgemeinschaften im Plankton – der blauen Lunge unserer Erde. Der Hitzestress durch die Erwärmung bedroht zunehmend die tropischen Korallenriffe und andere Meeresökosysteme. Es ist höchste Zeit mehr Schutzgebiete im Ozean als Referenzzonen einzurichten und die internationalen Verpflichtungen zum Klimaschutz voranzutreiben.“

Dr. Onno Groß, DEEPWAVE e. V.

„Die Arbeit der Deutschen Seemannsmission beginnt mit der Erkenntnis, dass an Bord von Schiffen MENSCHEN arbeiten und leben. Globales Bewusstsein, wie es alle Themen der Konferenz, die MEER und SEELEUTE betreffen, haben, versuchen wir an alle weiterzugeben: Für ein anderes - ein besseres MEER!“

Pastorin Heike Proske, Generalsekretärin Deutsche Seemannsmission e.V.

„Trotz aller Erfolge, die 30 Jahre europäischer Meerespolitik punktuell gebracht haben mögen, sind etliche neue Belastungen hinzu gekommen - von Mikroplastik- und Nano-Partikeln oder gentechnisch veränderten Substanzen oder hormonell wirkenden Chemikalien hat vor 30 Jahren niemand gesprochen. Heute stellen sie akute Gefahren dar, zumal sie selbst und ihre Folgen weitaus weniger auffällig sind als dank Dünnsäure verkrüppelte Klieschen damals. Und mindestens ebenso bedeutend ist die Vielfalt rapide wachsender Ansprüche unterschiedlichster Nutzungsinteressenten, die sich gegen die Meere, ihre Küsten und letztlich auch gegen die am und vom Meer lebenden Menschen richten. Wenn also die EU-Kommission jetzt in Bremen »Innovation driving Blue Growth« trompetet, ist es für alle zivilgesellschaftlich Aktiven höchste Zeit, ihr gemeinsam den Marsch zu blasen.“

Burkhard Ilschner, Redakteur WATERKANT

Nadja Ziebarth, Meeresschutzreferentin/Leiterin des Meeresschutzbüros, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)/Friends of the Earth Germany

Thilo Maack, Kampaigner Meere & Biodiversität, Greenpeace Deutschland

Torben Seebold, Leiter der Bundesfachgruppe Schifffahrt, Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft, Bundesverwaltung, Fachbereich Verkehr

Patrizia Heidegger, Executive Director, NGO Shipbreaking Platform

Christopher Duis, Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk e.V. (BeN)

Martin Glasenapp, medico international

 

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