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50 Jahre AG Friedens- und Konfliktforschung (AFK)

Die Arbeitsgemeinschaft Friedens- und Konfliktforschung (AFK) gründete sich 1968 als interdisziplinärer Wissenschaftsverband. Die Mitglieder erforschen neben Kriegsursachen auch die Bedingungen für Frieden und Konflikttransformation. Ihr Jubiläum feierte die AFK am 12.-14. April in Berlin.

Von Dr. Martina Fischer am

Als Motto für ihr Jahrestreffen hatte die AFK diesmal ein recht allgemeines Thema gewählt: "Frieden-Konflikt-Wissenschaft. Reflexionen zu Forschung und Praxis". Die Tagung wurde zusammen mit der Evangelischen Akademie Villigst vom 12.-14. April im Hotel Aquino (Katholische Akademie) in Berlin-Mitte ausgerichtet. Die Veranstaltung  bot Gelegenheit für die Rückschau und Würdigung bisheriger Verdienste der Friedens- und Konfliktforschung, und für die Diskussion der aktuellen globalen Herausforderungen und Friedensgefährdungen. Die AFK wurde 1968 als Verband "kritischer" Friedensforscher/innen mit einem zutiefst normativen, gesellschaftsverändernden Anspruch gegründet. Prof. Herbert Wulf, ehemals Leiter des Bonn International Center for Conversion, und Claudia Roth (MdB und Vizepräsidentin des Dt. Bundestags) forderten in ihren Grußworten die Anwesenden auf, "unbequem" zu bleiben, oder möglichst noch "frecher" zu werden, sich mit ihren Erkenntnissen und Empfehlungen nachdrücklich in den politischen Diskurs einzumischen um diesen zu qualifizieren.

Friedensdiplomatie und Prävention von Gewalt besser vermitteln

In den Grußworten und der einführenden Podiumsdiskussion, zu der auch Brot für die Welt (Dr. Martina Fischer) mit einem Kommentar geladen war, wurde deutlich, dass die Friedensforschung zahlreiche Verdienste in der Analyse der Ursachen und Dynamik von Gewaltkonflikten erworben hat und dass sie heute mehr denn je gebraucht wird, um aus unterschiedlichen Disziplinen Licht in das Dickicht zunehmender weltpolitischer  Unübersichtlichkeit zu bringen und Alternativen zu einem vorrangig auf Militär fixierten Sicherheitsdenken zu entwickeln. Neben der Inter- oder Multidisziplinarität wurde auch die Anwendungsorientierung zum Markenzeichen der "kritischen Friedensforschung". Gleichzeitig wurde darauf hingewiesen, dass diese in der Analyse von Politikprozessen auf nationaler, europäischer und globaler Ebene die Kohärenz und Glaubwürdigkeit der gewählten Ansätze in den Blick nehmen und auch herrschaftskritische Theoriebildung und Grundlagenforschung betreiben muss; vor allem sollte sie sich nicht auf Begleitforschungen zur nationalen Außenpolitik beschränken oder engmaschiges "toolbox"-Denken bedienen. Politiker/innen waren an der Diskussion leider nicht beteiligt. Aus den Beiträgen von Journalisten (z.B. Jörg Armbruster, NDR) und der Menschenrechtsaktivistin Selmin Caliskan (ehemals Generalsekretärin von Amnesty Deutschland) konnte man entnehmen, dass Friedensforscher/innen zwar durchaus brauchbare Formate zum Transfer ihrer Ergebnisse entwickelt haben, aber gleichzeitig noch viel mehr Kreativität entwickeln müssen, um die Ansprache an Politik und Gesellschaft zu verbessern. Das betrifft nicht nur die Vermittlung von Kritik an den realen politischen Strategien, die sich immer wieder an neuen Generationen politischer Mandats- und Entscheidungsträger/innen erproben muss (als Beispiel wurde die anhaltend problematische deutsche Rüstungsexportpraxis diskutiert), sondern es geht vor allem um das "Sichtbarmachen von Friedensdiplomatie" und die Illustration erfolgreicher Aktivitäten zur Prävention und Beilegung von Gewaltkonflikten.

Dialog vielfältiger Disziplinen

Zahlreiche parallele Panels bildeten die gesamte Bandbreite des in der AFK vertretenen Themenspektrums ab und ermöglichten Dialoge zwischen Expert/innen aus der sozialwissenschaftlichen-, naturwissenschaftlichen, wirtschaftswissenschaftlichen, historischen, pädagogischen, ethnologischen und feministischen Forschung. Es gab Diskussionen um die Operationalisierung der Forschung zu "Friedenslogik" vs. "Sicherheitslogik", Debatten um post- und dekoloniale Theorieansätze, Terrorismus, Radikalisierung und den Beitrag der Friedensforschung im Umgang mit diesen Phänomenen. Außerdem wurde darüber gestritten, wie praxisorientiert oder theoretisch Studiengänge der Friedens- und Konfliktforschung gestaltet werden sollten. Selbstkritische Diskussionen befassten sich mit der Frage, ob und inwieweit sich Rassismus oder ungleiche Nord-Südbeziehungen in der Forschungspraxis widerspiegeln. Die Praxis von Hilfsorganisationen wurde ebenfalls angesprochen und am Beispiel der Missbrauchsfälle in Arbeitskontexten der britischen NGO OXFAM im Hinblick auf Anspruch und Wirklichkeit reflektiert. "Dekolonialen und Postkolonialen Perspektiven" widmet sich auch die neueste Ausgabe der Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung (ZeFKo), die von der AFK herausgegeben wird.

"Junge AFK" und thematische Arbeitskreise

Im Rahmen der AFK-Jahrestagungen treffen sich regelmäßig auch die "Junge AFK", ein Verbund von Nachwuchswissenschaftler/innen (zum Erfahrungsaustausch über Studiengänge, Doktoranden-Colloquien und Berufsaussichten),  sowie die AG Friedensforscherinnen (zur Diskussion der Arbeitsbedingungen von Wissenschaftlerinnen in den Instituten und Universitäten, und um neue Ansätze der feministischen Wissenschaft und Gender-Studies zu reflektieren). Außerdem unterhält die AFK diverse Arbeitskreise, die sich auch unterjährig für gemeinsame Projekte verabreden (AK Natur, Ressourcen und Konflikte; AK Herrschaftskritische Friedensforschung; Wissenschaft und Praxis; Curriculum und Didaktik). Den diesjährigen Nachwuchspreis ("Christiane-Rajewsky-Preis") vergab die AFK an Philipp Lottholz für eine Dissertation zum Thema "Post-Liberal Statebuilding in Central Asia - A Decolonial Perspective on Imaginaries of Social Order and Community Security Practices in Kyrgistan" (Universiät Birmingham), und an David Scheuing für eine Masterarbeit zum Thema "Using Collaborative Cartography on the Balkan Route to Navigate Oppressive Spaces" (Universität Marburg).

Neuer Vorstand gewählt

Bei der Mitgliederversammlung am 13. April wurde ein neuer AFK-Vorstand gewählt, der aus folgenden Personen besteht: Prof. Dr. Bettina Engels (FU Berlin) wurde zur ersten Vorsitzenden gewählt und löst Prof. Dr. Conrad Schetter ab, der dieses Amt von 2016-2018 innehatte. Als zweite Vorsitzende  fungiert Dr. Simone Wisotzki, Frankfurt/Main. Dem neuen Vorstand gehören außerdem als Beisitzer/innen an Prof. Dr. Eva Maria-Hinterhuber (Hochschule Rhein-Waal, Kleve), Dr. Claudia Kemper (Universität Gießen),  Prof. Dr. Alex Spencer (Magdeburg), Prof. Dr. Nils Weidmann (Konstanz) sowie Christine Buchwald (Koblenz)und Lena Merkle (Magdeburg) als Frauenbeauftragte an. Die Geschäftsführung hat seit 2016 Elke Schneider  (M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät Ökonomie und Gesellschaft an der Hochschule Rhein-Waal, Kleve) übernommen.

Die  "junge AFK" wählte als Sprecher/innen Alexandra Engelsdorfer, Julia Renner, Daniel Beck und Tim Bausch.

 

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