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Äthiopiens Nomaden auf der Suche nach Wasser

Von Online-Redaktion am

Wie überlebt man mit nichts anderem als fünf Ziegen in einer von Dürren geplagten Halbwüste, wenn Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen den Weg zum Fluss versperren? Der Afar-Frau Uttu Ali Hammad gelingt dieses Kunststück.

Beschämende Abhängigkeit

Sie träumt davon, in ihrem Dorf Saso einen kleinen Laden aufzumachen und Zucker zu verkaufen. Mit dem Erlös möchte sie ihren kargen Speiseplan aufbessern. Vom Vieh allein kann sie nicht mehr leben und ihre Abhängigkeit von externer Hilfe findet sie beschämend.

Früher war es besser

Uttu Ali Hammad ist eine Afar-Frau. Ihr Dorf liegt im Landkreis Kori in der Halbwüste des Afar-Gebietes Äthiopiens, einem der heißesten dauerhaft bewohnten Landstriche dieser Erde. Ihr Alter schätzt sie auf zwischen 40 und 50 Jahre. „Früher“, meint sie, „war alles besser. Da gab es hier eine Menge Gras und jede Familie besaß große Herden, es gab Milch und Fleisch im Überfluss.“

Lebensmittel sind knapp

Heute besitzt sie nur noch fünf Ziegen. Die geben maximal zwei Liter Milch am Tag. Die Milch tauscht sie in ihrer Nachbarschaft ein gegen Mais und Weizen, die über das soziale Grundsicherungsprogramm der äthiopischen Regierung in ihr Dorf gekommen sind. Um Lebensmittel zu erhalten, müssen die Dorfbewohner in staatlichen Wege- oder Schulbauprogrammen mitarbeiten. „Für einen Tag Arbeit“, sagt Frau Hammad, „bekommst du ein Kilo Weizen. Aber Arbeit gibt es nicht immer und nicht für alle.“ So hat sie zuletzt vor zwei Monaten eine Lebensmittelration erhalten.

Tödliche Dürre

„Vor der letzten großen Dürre“, berichtet sie, „hatte ich noch über 100 Ziegen und Schafe. Die meisten sind außerhalb meines Dorfes, auf der Suche nach Wasser und Weide, eingegangen. Nur wenige Tiere konnte ich damals verkaufen und nur für sehr wenig Geld. Denn sie waren schlecht ernährt. Im Schnitt bekam ich weniger als 50 Birr pro Tier.“ Das sind nicht einmal zwei Euro. Zu wenig, um ausreichend Lebensmittel zu kaufen, denn die Getreidepreise waren zu der Zeit sehr hoch. Doch es gab Hilfe in der Not: „Zum Glück hat uns APDA mit Wasser versorgt. Sie haben die Zisterne, die sie vor Jahren gebaut haben mit frischem Wasser gefüllt. Das hat uns vor dem Verdursten bewahrt.“ APDA, das ist die Afar Pastoralist Development Association, ein Partner von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe.

Kein Wasser für die Tiere

In der Zeit, als Uttu Ali Hammad geboren wurde, zogen die Afar mit ihren Tieren bei vergleichbaren Dürren an den Awash-Fluss. Dort gab es immer Wasser, trotz Weidekonkurrenz auch etwas Gras und das Blattwerk der Bäume für das Vieh. Seit den 1960er-Jahren jedoch wird den Nomaden der Zugang zum Fluss mehr und mehr verwehrt. Engmaschige Zäune schotten die bewässerten Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen hermetisch ab.

Überlebenswichtiges Wissen

Die traditionellen Überlebensmechanismen der Nomaden funktionieren nicht mehr. Sie verlieren in den Trockenzeiten viele ihrer Tiere. Dabei zeigen wissenschaftliche Untersuchungen, dass über Viehhaltung und Weidewirtschaft pro Hektar der höchste Gewinn aus den flussnahen Flächen gezogen werden könnte. Auf den langfristigen Schutz vor Klimawandel und Katastrophen angesprochen, muss Uttu Ali Hammad nicht lange über ein Rezept nachdenken: „Mindestens 100 Ziegen und Schafe, dazu Kamele und Lastesel“. Wie sich das vertragen würde mit den immer häufigeren Dürren und den schrumpfenden Weidegründen? Darauf hat sie keine Antwort.

Dieser Beitrag von Peter Rottach ist im aktuellen Dossier "Klimagerecht in ein neues Abkommen - Dem Klimawandel und seinen Folgen entschieden begegnen" in Zusammenarbeit mit der Redaktion Welt-Sichten erschienen. Bestellung unter vertrieb@diakonie.de; Artikelnummer 129-5-0163-O. Peter Rottach ist freiberuflicher Mitarbeiter der Diakonie Katastrophenhilfe, der Schwesterorganisation von Brot für die Welt, und Berater für Katastrophenvorsorge und Klimawandel­anpassung.

 

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