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Besondere Kinder in Kirgistan

In Kirgistan engagiert sich das Netzwerk „Janyryk“ für Kinder mit Behinderungen. Der Partner von Brot für die Welt hat für Kinder mit Autismus das Zentrum „Hand in Hand“ eingerichtet, von dem zwei Mütter berichten.

Von Ehemalige Mitarbeitende am

In Kirgistan führen Kinder mit Behinderungen oft ein Schattendasein. Sie gehen nicht in Kindergärten und sehr selten zur Schule. Für die besonderen Bedürfnisse der Kinder gibt es kaum Programme. Dabei sind sie besonders auf eine gezielte Förderung angewiesen. Bei autistischen Kindern wissen die Eltern oft nicht, was die Ursache für das merkwürdige Verhalten ihres Kindes ist. Sie müssen häufig lange ohne eine Diagnose leben. Wenn diese dann doch gestellt wird, fallen viele Eltern erst einmal in ein dunkles Loch – haben sie doch gehofft, das merkwürdige Verhalten ihrer Kinder würde vorübergehen oder könnte mit ein paar Medikamenten bekämpft werden. Zwei Mütter berichten im Folgenden über den langen und schwierigen Weg, den sie hinter sich haben.

Die Mutter von Amir berichtet, wie lange es dauerte, bis sie eine Diagnose bekam:

"Amir ist ein Adoptivkind. Eine Woche nach seiner Geburt war er schon bei uns Zuhause. Er machte einen sehr gesunden Eindruck. Ich war überglücklich – lange Zeit hatte es in unserem Haus kein Lachen gegeben, aber mit der Ankunft von Amir verwandelte sich alles in Fröhlichkeit. Dann wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass Amir unter Dysplasie, einer Fehlbildung, leidet.

 

"Ich war total verängstigt, aber wie sich später herausstellte, war das noch nichts im Vergleich mit dem, was noch auf mich zukam."

 

Bis dahin hatte ich immer den Eindruck, dass Amir zu einem wachen und gesunden Kind heranwächst. Wenn wir in den Sommerabenden einen Spaziergang gemacht haben, konnte er stundenlang die Sterne betrachten. Ich habe gedacht, dass ihn die Sterne besonders interessieren. Mit einem Jahr begann er zu laufen. Alles schien in Ordnung, er probierte Laute aus, sprach zehn Worte, konnte Menschen aus seiner Umgebung erkennen und reagierte auf sie. Aber schließlich war er zwei, und sprach immer noch nicht mehr. In mir klingelten Alarmglocken, aber alle meine Verwandten beruhigten mich und meinten, dass Jungen häufiger etwas später mit der Sprachentwicklung seien. Doch ich konnte diesen Beteuerungen immer weniger glauben. So begann mein Gang durch die Hölle: Endlose Besuche bei Ärzten und Medizinern, ohne Ergebnisse. Schließlich habe ich von dem Zentrum „Hand in Hand“ gehört und dort angerufen. Durch die intensive Betreuung wurde Amir nach und nach aufmerksamer und ausdauernder. Er lernte, immer mehr kleine Aufgaben zu erfüllen.

 

"Auch ich habe viel gelernt: Über Autismus, über meine Rechte und die Rechte meines Kindes."

 

Jetzt beachte ich die abfälligen Bemerkungen über Amir gar nicht mehr. Stattdessen helfe ich anderen Eltern, diese schwierige Phase durchzustehen."

Auch Nazgul Bekmuratov hat einen Sohn mit Autismus. Sie erzählt ihre Geschichte:

"Ich bin die Mutter eines besonderen Kindes. Sein Name ist Akhmat. Bis er sechs Jahre alt war, haben verschiedene Doktoren Hypothesen über seinen geistigen Zustand und seine Sprachschwierigkeiten gestellt. Wir waren bei Psychologen, besuchten Sprachtherapiezentren, Neurologen, Psychiater – aber das Verhalten meines Sohnes wurde immer schlimmer. Er hat manchmal acht oder zehn Stunden am Stück geschrien und geweint. Das war für uns alle sehr anstrengend und belastend. Die Situation in unserer Familie wurde immer angespannter. Mir wurde vorgeworfen, wenn noch nicht einmal ich als Mutter mit dem Kind klar käme, dann solle es in eine Behinderteneinrichtung abgegeben werden. Ich war verzweifelt und kurz vor der Scheidung, als ich im Fernsehen einen Bericht über ein Zentrum mit Kindern sah, deren Verhalten dem meines Sohnes sehr ähnlich war.

 

"Niemals werde ich den Tag vergessen, an dem wir das erste Mal zum Zentrum „Hand in Hand" kamen. Es war der Wendepunkt in unserem Leben."

 

In dem Zentrum erhalten die Eltern ausführliche Informationen, was Autismus bedeutet und wie man lernt, damit zu leben. Mit besonderen Lernmaterialien beginnen sie zu Hause mit den ersten Übungen. Langsam, aber deutlich wird das Leben für die Betroffenen leichter. So lernte Akhmat zum Beispiel sich mit Lauten und Gesten verständlich zu machen. Das Zentrum hat auch eine Klasse mit autistischen Kindern gegründet, die an einer Regelschule unterrichtet werden. Heute besucht Akhmat drei Mal die Woche die Schule. Dort lernt er, immer besser mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren – und die anderen Kinder an der Schule lernen, dass autistische Kinder zur Gesellschaft dazu gehören. Das ist in Kirgistan etwas Besonderes, denn bisher werden Eltern, die ein „besonderes“ Kind haben, von der Gesellschaft verurteilt: Den Eltern wird vorgeworfen, dass sie ihr Kind nicht ordentlich erziehen. Oder dass sie eine Schuld auf sich geladen haben, die nun mit einem solchen Kind „gesühnt“ wird. Aberglaube und Vorurteile mischen sich und führen zu Diskriminierung und Ausgrenzung. Durch die Eingliederung der Klassen mit behinderten Kindern in die Regelschule wird erfolgreich gegen diese Haltung gekämpft – vor allem gelingt es Eltern und Kindern, wieder ein harmonisches Familienleben zu führen.

Das Inklusionsnetzwerk mit 30 Projektpartnern wird von Brot für die Welt jährlich mit 150.000 Euro unterstützt.

 

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Lachender Junge

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