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DAX-Unternehmen & Menschenrechte: BASF

Zum fünften Mal in Folge ist der südafrikanische Bischof Johannes Seoka nach Mannheim gereist, um den weltweit größten Chemiekonzerns BASF auf seiner Jahreshauptversammlung am 3. Mai 2019 an seine soziale Verantwortung auch am anderen Ende der Lieferkette zu erinnern.

Von Isabelle Uhe am

Bischof Johannes Seoka nach der Aktionärsversammlung im Interview

Bischof Seoka nahm an der Aktionärsversammlung im Namen der internationalen zivilgesellschaftlichen Kampagne „Plough back the fruits“ (übers. dt.: „Geben Sie uns unsere Anteile am Reichtum zurück!“) teil, die von Brot für die Welt seit vielen Jahren unterstützt wird und Unternehmen auffordert ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht ernsthaft nachzukommen. Er sprach auch als Vorstandsvorsitzender der Benchmarks Foundation, einer langjährigen Partnerorganisation von Brot für die Welt.

Seine Rede an die etwa 6.000 anwesenden Aktionärinnen und Aktionäre sowie an den Vorstand und den Aufsichtsrat der BASF (http://basflonmin.com/home/de/basf-agm-2019/) hielt Bischof Seoka stellvertretend für die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Platinminen von Marikana. Die Stadt befindet sich 100 Kilometer westlich der Hauptstadt Pretoria und liegt im sogenannten Platingürtel Südafrikas – der Region also, wo die meisten bisher entdeckten Platinreserven Südafrikas im Boden liegen.

Der britische Konzern Lonmin ist eines der größten Bergbauunternehmen vor Ort und liefert einen Großteil des geschürften Platins an BASF. Verbaut wird das Edelmetall dann von dem deutschen Unternehmen in Katalysatoren. Allein dieses Segment, der Bau von Katalysatoren, erwirtschaftet mittlerweile mehr als 10% des Gesamtumsatzes der BASF.

Das andere Ende der Lieferkette

Doch der Platin-Lieferant Lonmin hat BASF noch eine Zulieferung ganz anderer Art gemacht, die mit dem Bekenntnis des Chemieriesens zu nachhaltigem, verantwortungsvollem und fairem Wirtschaften entlang der gesamten Lieferkettenkette im Widerspruch steht und dem Konzern immer wieder schlechte Schlagzeilen einbringt:

Die Verstrickung Lonmins mit dem tödlichen Ende eines Bergarbeiterstreiks in 2012, bei dem 34 Bergleute von der südafrikanischen Polizei erschossen wurden – auch bekannt als das Massaker von Marikana. Die Minenarbeiter haben für höhere Löhne gestreikt, aber auch für bessere Lebensbedingungen in den an die Minen angrenzenden Siedlungen. Noch heute lebt dort die Mehrheit der Menschen ohne Strom- und Wasseranschluss in Wellblechbehausungen. Denn Lonmin hat bis dato seine Verpflichtungen, denen das Unternehmen mit dem Erhalt der Bergbaulizenz zugestimmt hat, nicht erfüllt. In einem „Arbeits- und Sozialplan“ hat sich der Konzern unter anderem dazu verpflichtet, 5.000 Häuser für die Mitarbeiter zu bauen. Dies wurde bisher nicht umgesetzt. Stattdessen erhalten die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sogenannte „Living Out Allowances“, Geld, das ihnen die Möglichkeit geben soll, sich eine Wohnung außerhalb der überfüllten Gemeinschaftsunterkünfte zu suchen. Doch angesichts der hohen Lebenshaltungskosten in Südafrika auf der einen Seite und des niedrigen Lohns mitsamt dieser geringen zusätzlichen Unterstützung auf der anderen, entscheiden sich viele Bergarbeiter für ein Leben im Slum, um das wenige Geld an die Familien in der Heimat zu schicken.

Auch, dass das britische Unternehmen eine Mitschuld an dem Massaker hatte, ist von einer staatlichen Untersuchungskommission bestätigt worden – doch auch hier ist bisher nichts geschehen. Auf die langjährigen Forderungen nach Entschädigung der Hinterbliebenen und Verletzten von 2012, ist das britische Unternehmen bislang nicht eingegangen.

Sozial verantwortliches Handeln sollte Pflicht sein für Unternehmen

Diese unhaltbaren Zustände, die sich bis heute, sieben Jahre nach dem Massaker, nicht geändert haben, können und dürfen von den Firmen, die am anderen Ende der Lieferkette profitieren, nicht hingenommen werden.

Bisher hielt sich die BASF mit Kritik an ihrem Geschäftspartner Lonmin bedeckt. Das Blatt scheint sich zwar ein wenig zu wenden: Es wurden bereits einige Anstrengungen des deutschen Konzerns unternommen, um die Situation vor Ort besser zu verstehen und mögliche Projekte dort anzustoßen. Doch eine verbindliche gesetzliche Regelung für Unternehmen, ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht gerecht zu werden – so wie es sie bereits in Frankreich gibt - unterstützt die BASF auch weiterhin nicht.

Vorstandsvorsitzender der BASF, Dr. Martin Brudermüller sagte in seiner Ansprache auf der Hauptversammlung: „Wir als BASF, entweder als Kunde oder als Lieferanten, nehmen unsere Verantwortung entlang der Lieferkette basierend auf den internationalen Standards, seit langem ernst. Wir wissen aber auch wo die Verantwortung, rechtlich, moralisch und faktisch endet - und wo mit allem Realitätssinn die Möglichkeiten einer einzelnen Firma, sei sie auch so groß wie die BASF, endet.“

Andere DAX-Unternehmen wie Daimler, sind hier aber schon viel weiter und unterstützten kürzlich den Entwurf von Bundesminister Müller (BMZ) für ein Wertschöpfungskettengesetz, das Unternehmen verpflichten soll, Menschenrechte in ihrer Lieferkette zu schützen.

Wir wissen, dass dies ein Beispiel von sehr vielen weltweit ist, in dem es zu teils schweren Menschenrechtsverletzungen entlang der Lieferkette kommt, und deswegen engagiert sich Brot für die Welt für mehr Unternehmensverantwortung. Lesen Sie dazu mehr auf folgenden Seiten: https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/unternehmensverantwortung/

Wir bleiben dran!

Auch im nächsten Jahr wird die Kampagne gemeinsam mit der südafrikanischen Delegation zur Jahreshauptversammlung der BASF reisen, um an ihre soziale Verantwortung zu appellieren. Denn als Teilerfolg können wir auch verbuchen, dass sich immer mehr Aktionärinnen und Aktionäre dieses Themas annehmen. Sogar in zwei weiteren Redebeiträgen auf Aktionärsseite wurde das Thema Südafrika bzw. Verantwortung entlang der Lieferkette angesprochen. Einer der Redner sagte nach Beendigung der Versammlung: „Seit vielen Jahren besuchen meine Frau und ich als Aktionäre die Hauptversammlung der BASF. Erst durch Bischof Seoka sind wir auf das Thema aufmerksam geworden und sind überzeugt, dass sich hier etwas ändern muss. So kann es nicht mehr weiter gehen.“

Dieser Meinung sind wir auch!

 

 

 

 

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