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Eindrücke aus Upala ( Kleinstadt in Costa Rica)

Die Freiwillige Inga Zurhelle beschreibt neben ihrem Alltag in der Einsatzstelle im Ort Upala auch die Situation von Geflüchteten aus Nicaragua in Costa Rica.

Von Gastautoren am

Vulkan Miravalles

Upala, eine Kleinstadt in Costa Rica, die gerade einmal 10 Kilometer von Nicaragua entfernt ist: Früh morgens stehe ich auf und fahre mit dem Fahrrad zu meiner Einsatzstelle. Dabei komme ich an den Büros von IMAS und ACNUR vorbei, welche nur zwei der vielen Menschenrechts-NGOs sind, die ihren Sitz in Upala haben. Mein Ziel ist allerdings das Flüchtlingsheim von CENDEROS, dem Centro de Derechos Sociales de la persona migrante (Zentrum der Menschenrechte der Migranten*innen), das sich in dem Gebäude eines ehemaligen Hotels befindet. Als ich in Deutschland erfahren habe, dass ich in einem Flüchtlingsheim eingesetzt sein werde, habe ich ein provisorisches Bettenlager in einer Turnhalle erwartet, doch das ist hier nicht der Fall. Die Unterkunft hat „nur“ Kapazität für bis zu 13 Flüchtlinge und die Atmosphäre dort ist beinahe familiär. Um das Haus betreten zu können, muss ich klingeln und wenig später öffnet mir bereits eine Nicaraguanerin das Tor. Auch wenn die sogenannte „casa acogida“ prinzipiell Geflüchteten aus allen Ländern offensteht, so leben dort seit der Krise in Nicaragua fast ausschließlich Personen aus dem nördlichen Nachbarland.

Ich stelle meine Brotzeitbox mit dem Mittagessen in die Küche und wünsche den dort frühstückenden Bewohner*innen „buen provecho“. Hier kochen alle selbstständig ihre Mahlzeiten. Dafür erhält jeder wöchentlich ein Essenspaket (unter anderem Cornflakes, Haferflocken, Suppe, Nudeln,…) und es gibt Lebensmittel, die jedem jederzeit frei zur Verfügung stehen (unter anderem natürlich Reis und Bohnen um unbegrenzt Gallo Pinto essen zu können, typisch costa-ricanisch eben!).

Danach gehe ich die Treppen hoch ins Büro und erkundige mich, was heute ansteht. Kein Tag kann geplant werden, manchmal räume ich die Vorratskammer auf, gelegentlich kaufe ich Kuchen und dekoriere den Gemeinschaftsraum für einen Geburtstag, überprüfe die Großeinkäufe oder plane Aktivitäten mit den Bewohner*innen. Wegen dem großen Machismos-Problem wohnen eigentlich nur Frauen mit ihren Kindern in der Unterkunft, aber bei Familien kommen die Väter tagsüber gelegentlich zu Besuch.

Offiziell soll die „casa acogida“ nur eine Übergangslösung für 1- 2 Monate darstellen, in der Regel leben die Bewohner*innen dort aber für einen längeren Zeitraum. Während dieser Zeit belegen sie Alphabetisierungskurse, erhalten psychologische Betreuung (die dringend notwendig ist, da viele Migranten*innen Opfer häuslicher Gewalt sind und/ oder andere Gewalterfahrungen durchmachen mussten), und werden beim Stellen des Asylantrages unterstützt. Nach diesen Monaten ziehen viele in die nahe gelegenen „comunidades“, das sind kleine etwas abgelegene Dörfer, in denen die Mietpreise überschaubar sind und viele eine Arbeit in der Landwirtschaft finden. CENDEROS führt selbst regelmäßig Workshops in den „comunidades“ durch, beispielsweise zum Thema Gewaltprävention oder Gemeindeentwicklung, und hilft bei größeren Events wie der „Feria de la salud“ mit. Insbesondere letzteres war eine sehr sinnvolle und wichtige Aktion, denn an diesem Tag haben sich verschiedene Ärzte (Allgemeinmediziner, Augenärzte, Gynäkologen u.v.m.) in einer Gemeindehalle eingefunden und die Migranten*innen konnten sich kostenlos untersuchen lassen und sogar Brillen erhalten. Die Kosten dafür hat nämlich an diesem Tag der Staat getragen und letztendlich haben fast 200 Flüchtlinge diese Chance genutzt. Alle waren sehr dankbar für diese Gelegenheit, denn ansonsten werden ohne Versicherung oder ausreichend Geld in Costa Rica nur Notfälle, Minderjährige und Schwangere behandelt.

Trotz all dieser Projekte von zahlreichen Hilfsorganisationen ist die Situation der Flüchtlinge in Costa Rica insgesamt gesehen aber nach wie vor schwierig. Obwohl es eigentlich keine Sprachbarrieren gibt, wird in Schulen durch Mobbing eine Integration verhindert und generell erfahren die meisten immer noch eine enorme Diskriminierung in Costa Rica. Schuld daran ist das gleiche Problem wie in jedem Land: Vorurteile. Genauso wie Migranten*innen aus dem Nahen Osten keine Terroristen sind, so sind Nicaraguaner*innen keine Vergewaltiger. Es wird wohl ewig dauern, jeden davon zu überzeugen, aber jede einzelne Person, die seine Vorurteile abbaut, ist ja bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

 

Text Inga Zurhelle

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