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Eine gute und sichere Versorgung mit Medikamenten

Im März 2012 trafen sich in Addis Abeba Mitglieder des Ökumenisch Pharmazeutischen Netzwerk (Ecumenical Pharmaceutical Network, EPN) zu ihrem alle zwei Jahre stattfindenden Forum. In dem Netzwerk sind über 80 kirchliche Organisationen vertreten, die Gesundheitseinrichtungen unterhalten. Schwerpunkt ist Afrika mit Mitgliedern in über 20 Ländern. Beim Forum tauschen sich Mitglieder und Vertreter und Vertreterinnen internationaler Organisationen über bereits Erreichtes und zukünftige Vorhaben aus. Andreas Wiegand, zuständig für Publikationen im Sekretariat des EPN in Nairobi, war dabei und fasst die wichtigsten Ergebnisse zusammen.

 

Von Gastautoren am

 

Richard Laing, Abteilungsleiter bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO), referierte über das Konzept der essenziellen Medikamente. Die 367 Wirkstoffe der WHO Liste essenzieller Arzneimittel ist Grundlage vieler nationaler Medikamentenlisten für die Basisgesundheitsversorgung. Mit dem Konzept wird das Ziel verfolgt, mehr als 90 Prozent aller Erkrankungen in Entwicklungsländern mit einer begrenzten Arzneimittelauswahl qualitativ gut und bezahlbar zu versorgen. Denn je größer die Arzneimittelvielfalt ist, desto eher steigen die Kosten für Beschaffung, Verteilung und Lagerung von Medikamenten. 156 Länder haben eine Liste essenzieller Arzneimittel eingeführt. Viele Mitglieder im EPN arbeiten erfolgreich mit diesem Konzept und haben entsprechende Programme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erfolgreich umgesetzt.


Die Qualität von Arzneimitteln gewährleisten

Gefälschte Arzneimittel und Arzneimittel minderer Qualität sorgen in armen Ländern immer wieder für Schlagzeilen. Ursache dafür sind der Mangel an pharmazeutischem Fachpersonal und an Qualitätslaboren sowie eine mangelhafte Kontrolle der Arzneimittelvertriebswege. Die Ergebnisse von Untersuchungen, die EPN intern durchgeführt hat, wurden von Albert Petersen vom Deutschen Institut für Ärztliche Mission (Difaem) in Tübingen und Vorsitzender des EPN-Boards vorgestellt. Diesen Untersuchungen zufolge erfüllten viele Medikamenten-Stichproben nicht die Anforderungen. Die Qualität von Arzneimitteln wird mittels eines Standardtest festgestellt. Dafür wird die Probe in einer Lösung gegeben, welche die Situation im Magen imitiert. So wird die Löslichkeit der Medikamentenprobe geprüft. Denn aus schlechter Qualität resultieren eine geringere Wirkung der Medikamente und schlechtere Behandlungserfolge.


Dem Mangel an Qualitätslaboren soll in Zukunft auch das "Minilab" Abhilfe schaffen. Es ermöglicht, mit einer einfachen Ausstattung Qualitätsmängel von Medikamenten zu erkennen. Das Missionsärztliche Institut in Würzburg, das Difäm und action medeor unterstützen den Einsatz des Minilab in verschiedenen Regionen Afrikas. Wenn bei einer Prüfung mit dem Minilab der Verdacht auf schlechte Qualität oder gar Fälschung entsteht, wird die Medikamentenprobe an ein vollständig ausgestattetes Labor zur Bestätigungsanalyse weiter geleitet. EPN-Mitglieder aus mehreren Ländern nehmen an der Initiative teil. Pro Jahr sollen pro Minilab mindestens 100 Proben untersucht werden. Die Ergebnisse sollen helfen, unzuverlässige Hersteller und mangelhafte Versorgungseinrichtungen zu erkennen und gegebenenfalls Lieferketten umzustellen.


Jane Masiga ist Abteilungsleiterin bei der kenianischen Organisation MEDS (Mission for Essential Drugs and Supplies). MEDS wurde vor 26 Jahren von der katholischen und den protestanischen Kirchen in Kenia gegründet. Als zentrale Arzneimittelbeschaffungseinrichtung beliefert MEDS über 1.000 Gesundheitseinrichtungen der Kirchen in Kenia und auch in Nachbarländern. Zudem verfügt MEDS über ein von der WHO zertifiziertes Labor. Masiga berichtete auf dem Forum, dass MEDS mittels regelmäßiger Qualitätskontrollen in den Lagerbeständen seine Lieferanten dafür sensibilisieren konnte, qualitativ gute Arzneimittel zu liefern. Denn die Lieferanten wissen, dass schlechte Qualität die Beendigung des Liefervertrages nach sich zieht. Mittlerweile liegt die Quote der beanstandeten Arzneimittel bei unter einem Prozent. Bei Auftragsuntersuchungen von Arzneimitteln, die nicht über MEDS bezogen wurden, lag die Quote der Beanstandungen bei bis zu 20 Prozent. Dies belegt, dass eine gute Qualitätskontrolle die Lieferanten zur Lieferung guter Qualität anhält.


Rainer Engels, zuständig für den Bereich Handel bei der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), berichtete über den Aufbau eines Instituts für Bioäquivalenzuntersuchungen in Äthiopien. Solche Analysen dienen dazu, festzustellen, ob ein in Lizenz hergestelltes Medikament (Generikum) genauso gut wirkt wie das Originalpräparat. In Ostafrika gibt es Dutzende von Arzneimittelherstellern, die ihre generisch hergestellten Medikamente oft außerhalb Afrikas auf Gleichwertigkeit testen lassen müssen, weil Ostafrika kein Institut für diese Qualitätssicherungsmaßnahme besitzt. Doch das treibt die Kosten in die Höhe. Das im Aufbau befindliche Institut würde also Qualität sichern helfen und Kosten sparen. Der Aufbau des Institutes wird durch zahlreiche Programme begleitet: Dazu zählen der Aufbau der entsprechenden Ausbildungsinhalte an der Universität, die Vereinheitlichung der Arzneimittel-Zulassungsanforderungen in den Ländern der Region und die Stärkung der Überwachung des Medikamentenmarkts. Das verbessert die Gesundheitsversorgung in der Region und erleichtert die Arzneimittelbeschaffung innerhalb Afrikas. Schließlich schafft die Herstellung qualitativ hochwertiger Medikamente vor Ort auch qualifizierte Arbeitsplätze.


Nicht-ansteckende Erkrankungen

Auch in armen Ländern gewinnen nicht-ansteckende Erkrankungen als Todesursachen an Bedeutung. Die wichtigsten Krankheiten in dieser Kategorie sind Krebs, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, chronische Nierenerkrankungen und Asthma. Die weltweit höchsten Zuwachsraten bei diesen Erkrankungen sind im sub-saharischen Afrika zu beobachten. Derzeit richten die Gesundheitssysteme ihre Aufmerksamkeit jedoch noch vor allem auf Malaria, Tuberkulose und HIV/Aids und andere ansteckende (infektiöse) Erkrankungen. Die Diagnose, Behandlung und das Management chronischer, nicht-ansteckender Erkrankungen kommen dagegen oft zu kurz.


Die Herausforderungen bei nicht-ansteckenden Krankheiten in Entwicklungsländern ähneln denen, die im Bereich der vernachlässigten Krankheiten zu finden sind: So betragen etwa die Kosten für eine Behandlung von Asthma in Benin 48 Euro und in El Salvador 35 Euro pro Jahr. Das ist für den Großteil der Menschen in beiden Ländern unerschwinglich. Auch die medikamentöse Behandlung von Krebs ist für die Menschen in armen Ländern in der Regel zu kostspielig. Zudem gibt es nur wenige Einrichtungen, die solche Behandlungen durchführen können. Daher leiden viele Menschen an chronischen Krankheiten oder sterben einen frühzeitigen Tod - obwohl dies durch rechtzeige und bezahlbare Behandlung hätte verhindert werden können. Dabei geht es keineswegs um exotische medizinische Maßnahmen, sondern um Behandlungsmethoden, die in Deutschland für alle Betroffenen selbstverständlich sind.


In den kommenden Jahren müssen deshalb geeignete Programme und Maßnahmen entwickelt werden, um auch nicht-ansteckende Erkrankungen erfolgreich behandeln zu können. Einige Programme setzen beispielsweise bei der Versorgung von Zuckerkranken mit Insulin an. In der Folge wird Insulin in Afrika jetzt deutlich günstiger als in Europa zur Verfügung gestellt. Also können solche Modelle dazu beitragen, eine bessere Arzneimittelversorgung herbeiführen. EPN versucht hier, zusammen mit den Herstellern der entsprechenden Arzneimittel nach Lösungen zu suchen. Das Netzwerk steht hier erst am Anfang. Gerade hat zum Beispiel eine dänische Firma in Kenia ein Modellprojekt für die Lieferung von kostengünstigem Insulin gestartet.


Was ist EPN?

Das Ökumenische Pharmazeutische Netzwerk wurde vor 30 Jahren aus dem Weltkirchenrat heraus gegründet. Der Sitz des EPN-Sekretariats befand sich anfangs in Genf. Heute arbeitet es von Nairobi aus. Das EPN ist ein Netzwerk christlicher Organisationen, die Gesundheitseinrichtungen betreiben. Viele der insgesamt über 80 Mitglieder des Netzwerkes haben eigene zentrale Arzneimittelbeschaffungs- und -versorgungseinrichtungen aufgebaut. So können sie die Versorgung der armen Bevölkerung mit Arzneimitteln verbessern.


Der Evangelische Entwicklungsdienst fördert das Netzwerk personell mittels einer Apothekerin und eines Apothekers. Sie unterstützen EPN-Mitglieder aus frankophonen und anglophonen Ländern und bauen einen dreimonatigen Grundkurs für MitarbeiterIinnen in Apotheken auf, die bisher keine formale pharmazeutische Ausbildung erhalten haben. Zudem wird das Netzwerk gestärkt, die Medienpräsenz erhöht und die Verbindung mit anderen Organisationen im Bereich Gesundheit enger geknüpft.


Weitere Informationen auf der Homepage des Ecumenical Pharmaceutical Network.

Dort ist auch ein kurzer englischsprachiger Konferenzbericht zu finden.

Wer spezielle Informationen benötigt oder Mitglied werden möchte (auch für Einzelpersonen möglich), wende sich per Email an info@epnetwork.org.

 

 

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