Blog

Letzter Aufruf Durban

Von Sabine Minninger am

Zum Auftakt der zweiten Verhandlungswoche lud ich im Auftrag von EED Tourism Watch gemeinsam mit der "Ecumenical Coalition On Tourism (ECOT)" und "Fair Trade in Tourism South Africa" (FTTSA) zu einer Veranstaltung zu Klimagerechtigkeit und Tourismus ein. Veranstaltungsort war das „C17 - People`s Space“ also der zivilgesellschaftlichen Parallelgipfel an der Universität von KwaZulu-Natal.

"Nachhaltiger Tourismus bekämpft Armut effektiver als reine Wachstumszahlen im Tourismus" lautete die zentrale These, die ich gemeinsam mit NGO- Regierungs- und UNWTO Vertretern debattieren wollte. Im Zentrum stand die heiß diskutierte Frage, ob der Tourismus in den Verhandlungsprozessen als Mittel der Armutsbekämpfung kommuniziert werden dürfe. Interessengruppen versuchten so verbindliche Regulierungen im Flugverkehr zu verhindern. Die touristischen Emissionen per se sind zwar nicht Gegenstand der Weltklimaverhandlungen, doch in den Verhandlungen der bisher unregulierten Emissionen des Flugverkehrs argumentieren die UNWTO, die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) und vom Tourismus abhängige Länder, dass eine Regulierung des Flugverkehrs die Erreichung der Entwicklungsziele in armen Ländern untergraben könnte.

Pastor Solomuzi Mabuza vom "Ujamaa Centre for Community Development and Research" in Südafrika führte als Vertreter der ECOT in die Thematik ein und legte den Schwerpunkt auf Klimagerechtigkeit im Tourismus in Südafrika. Der Theologe gab zu bedenken, dass benachteiligte Gemeinden noch immer kaum vom Tourismus in Südafrika profitieren. Vor allem in den Gemeinden in ländlichen Gebieten habe sich bisher so gut wie nichts verbessert. Zudem könnten arme Gemeinden die Gefahren des Klimawandels nicht verstehen. "Im Moment wird die technische und wissenschaftliche Sprache der Weltklimaverhandlungen für die betroffenen armen Menschen nicht so übersetzt, dass die Menschen diese Prozesse verstehen können. Hier könnten die Kirchen helfen, eine Lücke zu schließen."

Bereits vor der Veranstaltung hatten tourismuskritische Gruppen, Unternehmen und Verbände ihrer Besorgnis in einem Positionspapier "Last Call To Durban" Ausdruck verliehen. Reine Wachstumszahlen im Tourismus würden nichts darüber aussagen, inwiefern der Tourismus in armen Ländern zur Armutsbekämpfung beigetragen hat, heißt es darin. Die Unterzeichner des Positionspapiers unterstützen ein global bindendes Regime zur Reduzierung der Flugemissionen. Sie fühlen sich darin keinesfalls benachteiligt, sondern sehen die Benachteiligung vielmehr in einem nicht nachhaltigen Wirtschaften im Tourismus. Sollte ein Klimaschutzabkommen im Flugverkehr tatsächlich Auswirkungen auf die Volkswirtschaft in Entwicklungsländern haben, könnten diese Länder dafür entschädigt werden. Die UNWTO wurde dazu aufgerufen, diese Option konstruktiv mit ihren Mitgliedern zu diskutieren, anstatt die Verhandlungen über die Flugemissionen zu blockieren.

Paul Miedema, dessen Unternehmen "Calabash Tours" nach den Standards von "Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA)" zertifiziert ist, versteht sich als Aktivist in Nachhaltigkeitsfragen im Tourismus. Er verdeutlichte aus erster Hand, dass die Apartheidslücke auch im Tourismus noch nicht geschlossen werden konnte. Noch immer hätten arme Gemeinden keinen Zugang zum Tourismusmarkt. Auch in der Klimadebatte habe der internationale Tourismus seine Rolle noch nicht gefunden. "Er verteidigt sich nur, statt ernsthaft seine Emissionen reduzieren zu wollen. Klimawandel wird die negativen Auswirkungen von Tourismus auf die armen Gemeinden noch verschlimmern", warnte Miedema. "Wir brauchen einen besseren Tourismus, der fair und nachhaltig ist. Tourismus hätte dann auch das Potenzial, einen Beitrag zur Armutsbekämpfung zu leisten. Äußert man sich jedoch kritisch zu den negativen Auswirkungen von Tourismus in diesem Land, war es das letzte Mal, dass man zu einer Veranstaltung eingeladen wurde."

Myron Peter vom südafrikanischen Tourismusministerium sieht in dem von seinem Ministerium entwickelten "Nationalen Minimalstandard für verantwortlichen Tourismus" eine Antwort auf die Herausforderungen des Klimawandels. Nur nachhaltiger Tourismus könne die negativen Auswirkungen des Klimawandels minimieren. Auf die Kritik aus dem Publikum, dass der Minimalstandard eher eine Empfehlung und bisher eine rein freiwillige Angelegenheit sei und prüfbare Kennzahlen fehlten, entgegnete Peter: “Wir wollen keine Gesetze, sondern einen Paradigmenwechsel. Daher ist der Standard freiwillig. Wir wollen, dass die Menschen von verantwortlichem Tourismus überzeugt sind und ihn von selbst mittragen. Nur Überzeugung ändert das Verhalten."

UNWTO-Vertreter Luigi Cabrini stellte die politische Position der Welttourismusorganisation vor. Er sieht Tourismus in der Verantwortung, Emissionen zu reduzieren. Im Tourismuskapitel des "Green Economy Reports", das die UNWTO gemeinsam mit dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) zusammengestellt hat, seien nachhaltige Investitionen beschrieben. Solche Investitionen in grünen und nachhaltigen Tourismus könnten ein Mittel der Arbeitsplatzbeschaffung und Armutsbekämpfung sein und dabei noch das Klima schützen. Aus dem Publikum wurde Kritik laut, warum Cabrini eine ausbeuterische Industrie wie die Tourismusbranche schütze. Offensichtlich vertrete er die Tourismuswirtschaft oder die touristischen Destinationen, nicht jedoch die Menschen, die unter den negativen Auswirkungen des Tourismus leiden. Und er setze sich scheinbar nicht für fundamentale Veränderungen im Tourismus ein.

Cabrini hielt den Vorwurf für übertrieben. Schließlich sei die Tourismuswirtschaft keine "ausbeuterische Industrie" wie zum Beispiel der Bergbau. Es sei wohl wahr, dass es Ausbeutung gebe, aber es gäbe auch viele Vorteile, die man auch nicht vernachlässigen dürfe. Aus dem Publikum kam zum Abschluss die Bitte, den Dialog aufrecht zu erhalten und zu intensivieren. Zumindest in diesem Punkt war ich mit den Vertretern von Nichtregierungsorganisationen, dem südafrikanischen Tourismusministerium und der UNWTO zustimmend einer Meinung.

Bei der am darauffolgenden Tag von FTTSA und Tourism Watch organisierten Pressesafari in die St. Lucia Wetlands konnten sich die interessierten Medien vor Ort von den Fair Trade in Tourism South Africa zertifizierten Tourismusprojekten überzeugen. So konnte aus erster Hand vermittelt werden, dass Tourismus nur ein Mittel der Armutsbekämpfung sein kann, wenn höchste Standards der Nachhaltigkeit Anwendung finden.

 

Jetzt spenden Unterstützen Sie uns

Lachender Junge

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

50 € (Spendenbeispiel) Mit 50 € kann z.B. eine Permakultur-Schulung in Malawi finanziert werden. So lernen Familien, wie sie dank Permakultur auch in den Dürre-Perioden frisches Obst und Gemüse ernten können.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

Hinweis: Die Spendenbeispiele sind symbolisch. Durch Ihre zweckungebundene Spende ermöglichen Sie uns dort zu helfen, wo es am dringendsten ist.

50 € (Spendenbeispiel) Mit 50 € kann z.B. eine Permakultur-Schulung in Malawi finanziert werden. So lernen Familien, wie sie dank Permakultur auch in den Dürre-Perioden frisches Obst und Gemüse ernten können.

100 € (Spendenbeispiel) Mit 100 € können z.B. 50 Spaten für das Anlegen von Gemüsegärten in Burkina Faso gekauft werden. Dort wird vermehrt auf dürreresistentes Saatgut gesetzt, um trotz Klimawandel genug zum Überleben zu haben.

148 € (Spendenbeispiel) Mit 148 € kann z.B. ein Regenwassertank mit 2.000 Liter Fassungsvermögen in Bangladesch gekauft werden. Dort versalzen immer mehr Wirbelstürme die Böden und das Grundwasser, Trinkwasser ist Mangelware.

Bitte eine gültige Eingabe machen

Als Fördermitglied spenden Sie regelmäßig (z.B monatlich)