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Schwacher Klimaschutzplan birgt doppeltes Risiko

Geht es beim Klimaschutz nicht schnell voran, müssen der Erdatmosphäre die überschüssigen Treibhausgase später wieder entzogen werden. Klimaschutz und Armutsbekämpfung drohen dadurch in einen schweren Konflikt zu geraten.  

 

Von Eike Zaumseil am

Auf internationalen Konferenzen wird viel versprochen. Mit der Umsetzung nehmen es die Regierungen danach meist nicht so genau. „Global beschlossen, lokal verbummelt“ nennt man das in NGO-Kreisen. Der kürzlich veröffentlichte Entwurf des deutschen Klimaschutzplans 2050 bietet dafür ein besonders krasses Beispiel. Der umjubelte Pariser Klimagipfel ist noch kein Jahr her und schon scheint es, als wolle die Bundesregierung gar nichts mehr davon wissen, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Zumindest nicht, wenn es ums konkrete Handeln geht. Der dafür unerlässliche Kohleausstieg ist gleich ganz aus dem Strategiepapier geflogen. Fehlanzeige auch bei klaren Zielmarken für die Emissionsminderung in einzelnen Wirtschaftssektoren. Hier gilt es deutlich nachzubessern, denn eigentlich sollte jedem klar sein, dass sich die Klimaziele von Paris nur noch mit zügigen und drastischen Emissionseinschnitten erreichen lassen. Oder etwa nicht?

Gibt es Ablass für Klimasünden?

Ein gefährliches Kalkül könnte den ohnehin schwachen Widerstand der Ministerien gegen den massiven Druck der fossilen Wirtschaftslobby zusätzlich untergraben. Was, wenn sich die Klimasünden von heute später einfach wieder ungeschehen machen ließen?

Die Idee von „Negativemissionen“ kursiert schon eine ganze Weile auf UN-Klimaverhandlungen. Gemessen an den derzeitigen Klimaschutzambitionen der Staaten, wird das globale Kohlenstoffbudget nämlich bereits in 10 bis 20 Jahren aufgebraucht sein, um den Klimawandel überhaupt noch unter der gefährlichen Temperaturschwelle von 2°C - geschweige denn 1,5°C - zu begrenzen. Um den Treibhauseffekt danach noch aufhalten zu können, müsste das überschüssige Kohlenstoffdioxid theoretisch wieder aus der Atmosphäre entfernt werden und zwar dauerhaft.

Wenn überhaupt, ist das technisch und finanziell nur durch eine Verbindung von Bioenergie mit der umstrittenen CCS-Technik machbar. Dabei werden schnellwachsende Gräser oder Bäume gepflanzt und zur Energiegewinnung verbrannt. Damit das in den Pflanzen gebundene CO2 dabei nicht wieder in die Atmosphäre gelangt, wird es mit Filtern aufgefangen und anschließend, ähnlich wie Atommüll, in unterirdischen  Lagerstätten gespeichert. Das Ganze firmiert unter dem Kürzel BECCS (Bioenergy with Carbon Capture and Storage) und ist längst zum festen Bestandteil der meisten Emissionsszenarien des Weltklimarates geworden.

„Negativemissionen“ sind kein Ausweg

Klingt verrückt? Ist es auch! Neben der allseits bekannten Mär von der sichereren „Endlagerung“ hochschädlicher Abfälle, gibt es noch ein viel gravierenderes Problem. Um mit BECCS einen nennenswerten Effekt auf die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zu haben, bräuchte man geschätzte Landflächen von fast der doppelten Größe Indiens. Dort, wo im großen Stil Biomasse für BECCS angebaut wird, wachsen jedoch keine Nahrungsmittel mehr, drohen Menschen vertrieben und sensible Ökosysteme zerstört zu werden. Leidtragende wären vor allem die Menschen in ärmeren Ländern, wo Land billig ist und es oft keine gesicherten Landtitel gibt. Dass dies keine Fiktion ist, zeigen allein schon die zahlreichen Landkonflikte in Folge der gesteigerten Biosprit-Produktion in diesen Ländern.

Klimaschutzpolitik von heute auf spekulativen Negativemissionen in der Zukunft aufzubauen, führt uns in ein moralisches Dilemma. Nicht nur der Klimawandel droht dann Hunger und Armut zu verschärfen, sondern auch die Maßnahmen, die uns bleiben, um ihn noch aufzuhalten. Dem schwachen Klimaschutzplan nach zu urteilen, scheint die Bundesregierung das billigend in Kauf zu nehmen.

 

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