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Gegen Terror hilft nur Liebe

In einer Zeit, wo Gewalttaten immer wieder religiös begründet werden, fragten die Teilnehmenden auf dem Kirchentagspodium „Gewaltfrei gegen Krieg und Terror“ nach dem friedensstiftenden Potential der Religionen.

Von Michael Billanitsch am

Der Anschlag von Manchester hat einen Schatten über den Kirchentag geworfen. Die Sicherheitskontrollen haben die Kirchentagsbesuchenden klaglos über sich ergehen lassen. Sie gehören inzwischen zum Alltag bei Großveranstaltungen. Dass Religionen Konflikte mit sich bringen, stand dadurch mehr als deutlich im Raum als beim Berliner Kirchentag Christinnen, Christen und ein Moslem unter dem Thema „Gewaltfrei gegen Krieg und Terror“ darüber sprachen, wie Religionen Frieden stiften können.

Ein menschenfreundlicher Islam

Für Mouhanad Khorchide, der in Münster Islamwissenschaft lehrt, liegt der Kern des Problems nicht in den Religionen selbst: „Die Grenzen verlaufen nicht zwischen den Religionen, sondern zwischen denjenigen, die ihre Religion menschenfreundlich oder menschenfeindlich auslegen.“ Wenn muslimische Gewalttäter sich bei ihren Taten auf Stellen im Koran beriefen, die Gewalt befürworten, würden sie diese Stellen aus der Zeit, in der der Koran entstanden ist, herauslösen. Es sei aber die Herausforderung für die Muslime heute, zu verstehen, was diese Stellen heute für ihr Leben bedeuten: „Dschihad heißt eigentlich Kampf gegen das Böse in einem selbst.“

Der sogenannte Islamische Staat (IS) habe bei vielen islamischen Theologen ein Umdenken bewirkt, vieles werde heute ganz anders diskutiert, als noch vor fünf Jahren. Vieles was IS tut und wie er es theologisch begründet, komme aus der Mitte der islamischen Mainstream-Theologie. Viele islamische Theologen suchten inzwischen nach ihrer Verantwortung dafür und stellten sich die Frage, was sie verändern müssen, damit der Islam nicht missbraucht wird.

Dialog ermöglicht Zusammenleben

Pastor Ephraim Kadala von der nigerianischen Ekklesiyar Yan'uwa a Nigeria berichtete davon, wie er dazu gekommen ist, sich für die Versöhnung zwischen christlichen und muslimischen Menschen einzusetzen. Seine Kirche wurde im Norden Nigerias nahezu zerstört, viele Kirchgebäude wurden abgebrannt, Gläubige getötet oder vertrieben. Er profitierte von den Erfahrungen, die die Menschen in Ruanda bei der Versöhnung nach dem Völkermord gemacht haben.

Wenn die Menschen nach solch einer Gewalterfahrung wieder miteinander leben wollen, dann müssen sie miteinander in den Dialog treten: „Wir haben Peace Clubs gegründet, in denen sich Menschen verschiedener Religion begegnet sind.“ In dieser Begegnung sieht Kadala den Schlüssel zu einem gewaltfreien Miteinander.  Dabei war es nicht schwer Mitstreiter auf der muslimischen Seite zu finden: „Wir kommen aus den gleichen Communities. Am Anfang dachte man, Boko Haram bedeutet: ‚Muslime gegen Christen‘. Aber heute leiden mehr Muslime unter Boko Haram als Christen.“

Rache ist nicht süß

Dass es dabei nicht um eine Heile-Welt-Phantasie geht, wurde deutlich, als die Moderatorin Ines Pohl von der Deutschen Welle Kadala fragte, ob er persönlich keinen Wunsch nach Rache habe und ob er die entführten Mädchen aus Chibok nicht auch gewaltsam befreien würde? Kadala antwortete „Ja, ich würde gerne eine deutsche Waffe nehmen, in den Wald gehen und sie befreien. Aber wenn ich darüber nachdenke, dann weiß ich: ‚Rache ist süß, wenn Du darüber nachdenkst, aber wenn Du sie verübst, dann ist sie bitter‘. Und es gibt immer eine Alternative zu Rache und das ist Liebe.“

Sowohl Mouhanad Khorchide als auch Ephraim Kadala setzen ihre Hoffnung stark auf die Jugend. Wenn Jugendliche versöhnende Theologie und Glaubenspraxis kennen lernen, dann werden sie auch ihr Leben danach gestalten.

Versöhnung braucht Zeit

In diese Kerbe schlug auch Jochen Cornelius-Bundschuh, badischer Landesbischof und Aufsichtsratsmitglied von Brot für die Welt. Auch die 50 Jahre deutsch-französischer Freundschaft seien nicht „einfach so“ entstanden, sondern wurden im Dialog zwischen vor allem jungen Menschen aus Frankreich und Deutschland erarbeitet.

Auf die Frage aus dem Publikum, ob die Kirche klar genug Position beziehe, zum Beispiel zu den Themen Rüstungsausgaben oder Atomwaffen, antwortete Cornelius-Bundschuh: „Ja, wir positionieren uns zu wenig.“ Viele Entwicklungen in der Kirche benötigten etwas Zeit. „Wir sind langsam, aber wir gehen voran.“ So sei die badische Landeskirche in einen Dialog mit der starken badischen Rüstungsindustrie getreten. Gerade mit Brot für die Welt betrieben die Kirchen die Arbeit für Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit.

Die Macht der Liebe nicht unterschätzen

Vor allem müsse man den Weg sehen, den die deutschen Kirchen in den letzten hundert Jahren hinter sich gebracht haben. 1914 seien unser Großeltern mit dem Segen der Kirche in einen Krieg gezogen, der auch von ihr unterstützt wurde: „Da stehen wir heute an einem ganz anderen Punkt.“

Als Fazit der Diskussion zog Moderatorin Ines Pohl, dass bei allen Konflikten zwischen Religionen und Konfessionen eines nicht aus dem Blick geraten sollte: „Wir dürfen die Macht der Liebe nicht unterschätzen“.

 

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