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Warum Hilfe für Schwellenländer nötig ist

Trotz ihres großen Wirtschaftswachstums sind Indien, Brasilien, Südafrika und China weiterhin Schwerpunktländer der Projektarbeit von Brot für die Welt. Warum das so ist und ob das so bleibt, verrät Dr. Claudia Warning, Vorstand Internationale Programme und Inlandsförderung.

 

Von Online-Redaktion am

Frau Dr. Warning, warum engagiert sich Brot für die Welt nach wie vor in Ländern wie Indien? Dort leben doch mehr reiche Menschen als in Deutschland und Frankreich zusammen?

Warning: Das stimmt. Aber in Indien leben auch mehr arme Menschen als auf dem ganzen afrikanischen Kontinent: Rund 750 Millionen Menschen müssen mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen. Wenn es unser oberstes Ziel ist, Armut zu bekämpfen, dann sind wir immer noch am richtigen Platz.

Aber es gibt doch genug eigenes Geld im Land!

Auch das ist richtig. Aber das Problem ist, dass dieses Geld bei den Armen nicht ankommt – übrigens nicht nur in Indien, sondern zum Beispiel auch in Südafrika. Unsere Aufgabe ist es, den Armen die Teilhabe an der wachsenden Wirtschaft, an der wachsenden Gesellschaft zu ermöglichen. Wir müssen uns fragen: Wie können die Armen an der Demokratie partizipieren? Wie können sie an einem guten Bildungswesen teilhaben, an guter Gesundheitsversorgung, an der Selbstverwaltung, an den Ressourcen…

Und: Wie kann das gelingen?

Wir müssen den Staat in die Pflicht nehmen. In Brasilien beispielsweise haben unsere Partnerorganisationen erreicht, dass staatliche Armutsbekämpfungsprogramme aufgelegt wurden. Das heißt, der Staat stellt Mittel für die Armen zu Verfügung. Genau das ist eines der wichtigsten Ziele unserer Partner. Genauso wichtig wie solche staatlichen Hilfsprogramme ist aber die Partizipation am politischen Leben. Wir unterstützen unsere Partner dabei, diese einzufordern.

Zum Beispiel in China?

Ja, genau. Was dort an Armutsbekämpfung von Staatsseite geleistet wurde, ist enorm. Aber politische Mitsprache gibt es fast gar nicht. Da werden wir mehr gebraucht denn je.

Die Bundesregierung hat sich mit Hilfsgeldern offiziell aus China zurückgezogen – die brauchen unser Geld nicht, hieß es damals.

China braucht das Geld nicht. Völlig richtig. Was Entwicklungsminister Dirk Niebel damals aber nicht gesehen hat, ist, dass er sich mit dem Geld in einen politischen Dialog einkauft. Als Partner. Solange Geld fließt, reden die Chinesen mit einem, und es kommen Diskussionen in Gang. Insofern ist dieser finanzielle Rückzug auch ein politischer Rückzug. Das halte ich für sehr gefährlich.

Warum?

Weil wir über diese Kontakte daran mitarbeiten können, eine globale, demokratische denkende Zivilgesellschaft aufzubauen. Wir brauchen diese Netzwerke auf allen Ebenen. Unser aller Schicksal hängt davon ab, in welche Richtungen sich diese riesigen Länder entwickeln. Stellen Sie sich vor, in Indien bricht ein Bürgerkrieg aus. Oder in Südafrika scheitert der Versuch, aus der Apartheid herauszukommen. Das hätte globale Auswirkungen, also auch auf uns.

Und eine kirchliche Hilfsorganisation kann etwas dagegen tun?

Ja, das können wir. Weil wir jahrzehntelange, stabile Beziehungen aufgebaut haben. In Südafrika spielen kirchliche Organisationen eine unglaublich wichtige Rolle. In China wächst die christliche Kirche und hat großen Einfluss. Und das indische Hilfswerk Casa ist das größte protestantische Entwicklungswerk weltweit. Die arbeiten mit  Menschen muslimischen, buddhistischen und christlichen Glaubens gleichermaßen und haben dadurch eine Breitenwirkung auch jenseits ihrer kirchlichen Klientel.

Trotz allem – langfristig wird sich Brot für die Welt aus einigen dieser Länder zurückziehen, richtig?

Ja, wir müssen an Ausstiegsszenarien denken und tun das auch schon länger. Wo die Richtung hingeht, sehen wir in China. Dort kommen unsere Partner schon auf eine Eigenbeteiligung von 40 Prozent – und irgendwann sind es 100 Prozent, dann braucht man uns nicht mehr. Aber man muss den richtigen Zeitpunkt erwischen.

Also noch nicht jetzt?

Das darf nicht überstürzt erfolgen, denn hier geht es um jahrzehntelang aufgebaute Beziehungen zu den unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten. Eine erfolgreiche Businessfrau in Indien, die weiß, dass sie ihre Schulbildung nur dank deutscher Spendengelder absolvieren konnte, wird globale Probleme ganz anders einschätzen können und sich mitverantwortlich fühlen.

Geschieht dies schon heute?

Ja, nehmen Sie Südkorea, heute ein anerkanntes Industrieland. Noch vor 15 Jahren haben unsere Partner dort mit unseren Spenden Schulen und Unis gebaut. Heute sind sie zusammen mit uns im Kongo und machen da das Gleiche. Die Kontakte sind erhalten geblieben.

Noch mal die Frage nach den Reichen in den Schwellenländern – nehmen die ihre Verantwortung wahr?

Sicherlich mehr, als wir es hier denken. Kein anderes Land der Welt hat pro Einwohner so viele Nichtregierungsorganisationen wie Indien. Trotzdem ist Fundraising dort häufig noch ein Fremdwort. Wir bieten Schulungen und Informationen an. Und die werden in Schwellenländern stark nachgefragt. Gerade deshalb braucht es uns da jetzt so dringend – weil es schon ein bestimmtes Niveau gibt, auf das man weiter aufbauen kann. In diesen Ländern haben wir eine enorme Hebelwirkung.

 

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