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WSF 2018: Widerstand für neue Politikkonzepte

Von Francisco Marí am

Delegation Brot für die Welt und Partner auf Auftaktdemo des WSF 2018 in Salvador

Das WSF ist nach fast 10 Jahren zurück in das Gründungsland der Weltsozialforen zurückgekehrt. Brasilien ist aber 2018 ein anderes Land. Es ist eine andere Stimmung. Es ist auch eine andere Stadt. Stand Porto Alegre 2001 und in den folgenden Jahren für den Aufbruch in Südamerika und weltweit, steht Salvador für den Widerstand die Errungenschaften der letzten Jahre für Arme und Ausgegrenzte zu verteidigen. War es damals an der Zeit der Welt das hässliche Gesicht einer unregulierten Globalisierung aufzuzeigen und Alternativen zu erörtern, steht das Weltsozialforum in Salvador dafür aus der Schockstarre und der Defensive von Widerstandskämpfen Kraft zu schöpfen etwas Neues aufzubauen, dass eine radikale gesellschaftliche Wende ermöglichen soll.

 Dafür wird wieder Brasilien zum Symbol. Denn vielen AktivistInnen, die die Idee der Weltsozialforen über Jahre unterstützt haben, genügt eine Restauration des alten Regimes der sehr widersprüchlichen Sozialreformen unter den Präsidenten Lula und Rousseff nicht. Aus den Titeln vieler Veranstaltungen wird deutlich, dass es auch einer Selbstreflektion bedarf, ob man in der Euphorie eines angeblich anderen Weges übersehen hat, welche Zugeständnisse man an die alten Kräfte der Wirtschaftseliten und großen Landbesitzer gemacht hat. Aber besonders die Frage, warum man es nicht verhindern konnte, dass die „Hoffnungsträger“ selber in das System von Korruption und Klientelpolitik verwickelt wurden, sollte gestellt werden. Das gilt nicht nur für Südamerika, sondern auch für Barak Obama in den USA oder Francois Hollande in Frankreich oder für längst vergessene Reformer in Indien oder Indonesien. Nur Afrika hält sich mit Ausnahme des Refugiums Tunesien heraus „Hoffnungsträger“ zu produzieren, auch wenn manche Kagame in Ruanda oder nun Ramaphosa in Südafrika diesen Titel verleihen möchten.

Aus Widerstand erwächst Erneuerung und Veränderung

Es wird sich zeigen, ob der Austausch unter den Teilnehmenden ausreicht, damit die einzelnen Bewegungen und Organisationen danach weiter an der Verwirklichung ihrer Ideen von einer „anderen Welt“ weiterstricken können. Es wird spannend sein zu erleben, ob das Motto des Weltsozialforums trägt, dass Widerstandskämpfe nicht einfach das Alte verteidigen, sondern aus ihnen die Kraft entsteht für Neues oder gar für grundlegende Änderungen. Dazu darf sich gerade in progressiven Zeiten eine wachsame Zivilgesellschaft nicht blenden lassen und weiter ihre kritische Rolle ausbauen und Beteiligungs- Einflussmöglichkeiten für die Ausgegrenzten und Marginalisierten einfordern.

Die Weltkrisen als Ganzes denken

Dies ist auch das Vermächtnis des letzten Weltsozialforums 2016 in Montreal, wo trotz einer scheinbar progressiven Regierung „First Nation“, Gewerkschaften, Studierende und junge AktivistInnen aufriefen sich vom Glanz der Trudeau Begeisterung nicht einnehmen zu lassen. Neoliberale Projekte zugunsten von kanadischen Konzernen, wie der CETA Handelsvertrag mit der EU und der weiter gehende Raubbau an der Natur durch Bergbaukonzerne waren nur Beispiele, dass eine andere Politikrichtung keine Fassade mit Brosamen für die Armen sein darf.

Das WSF nicht für Wahlkampfzwecke nutzen

Das Weltsozialforum scheint für PolitikerInnen zumindest seine Ausstrahlungskraft nicht verloren zu haben. Vor fast 10 Jahren 2009 in der Amazonasstadt Belem hatten sich noch fünf südamerikanische Staatshefs abends am Rande des Weltsozialforums in einer großen Halle getroffen. Viele tausende Teilnehmende am WSF gingen auch hin, um Chavez, Lula, Lugo, Correa und Morales zu bewundern. Heute versuchen Lula Anhänger und ihn unterstützende Parteien die Ausstrahlung des WSF zu nutzen, um sich im Glanz alter Kämpferherzen einen internationalen Unterstützerkreis gegen seine drohende Inhaftierung zu gründen. War Lula ein gefeierter Gast auf dem WSF, wenn er es „privat“ besuchen durfte, nehmen die lokalen Veranstalter nun keine Rücksicht auf die Show im WM Stadion von Salvador am Donnerstag. Parallel werden weiter selbstorganisierte Workshops und Veranstaltungen durchgeführt. Mal schauen, wie gut besucht sie sind oder ob der Wahlkampftrubel und die Verheißung Lula vielleicht zum letzten Mal in Freiheit zu sehen nicht verlockender ist.

Wasser, Klima, Handelsbakommen, Bioökonomie, Tourismus - die Diskussionsangebote von Brot für die Welt

Brot für die Welt beteiligt sich an diesen brasilianischen Wahlbetrachtungen nicht. Dennoch bieten wir mit brasilianischen Partnern eine Vielzahl von Veranstaltungen an, die auf Brasiliens gewachsene Bedeutung in Wirtschafts- und Umweltdiskursen Bezug nehmen. Die nächste Woche stattfindende Wasserkonferenz in Brasilia wird auch in Salvador zum Anlass über diese lebenswichtige Ressource zu debattieren.

Auch die Klimakonferenz 2019 in Brasilia ist für KlimaaktivistInnen ein Grund schon jetzt mit brasilianischen KollegInnen den Weg dorthin zu beraten. Sie findet ein Jahr vor der entscheidenden Zielmarke für die Menschheit statt, wo Staaten endlich ihre Klimapläne vortragen müssen, um die Eindämmung der Erderwärmung zu erreichen. In Montreal 2016 war die Klimakatastrophe prominent in andere Bewegungen, wie Menschenrechte und Wirtschaftsdebatten eingebracht worden. Und natürlich wird in Salvador auch über die Wirkungen des bevorstehenden Abschlusses für ein EU - MERCOSUR Abkommen diskutiert werden und wie man ihn vielleicht doch noch verhindern könnte. Die Folgen der Intensivlandwirtschaft in Südamerika, Landrechte oder die Ausweitung von Bioökonomie als Ersatz für Kohle und Kohlenstoffchemie werden ebenso auf Veranstaltungen, die Brot für die Welt mitorganisiert, diskutiert.  

 

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