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Ein Besuch in der sambischen Botschaft

Die Freiwillige Frieda-Marie Schmitz ist nun seit knapp drei Monaten als Freiwillige in Sambia und der Oktober ist von vielen Ereignissen gesäumt von denen sie im folgenden berichtet.

Von Sandra Lüttke am

Nationalfeiertage im Oktober- ein Highlight jagt das Nächste

Mein Oktober startete mit einem Highlight, das ich vermutlich nie wieder vergessen werde: der Tag der deutschen Einheit. Klar, kenne ich aus Deutschland, habe ich aber noch nie bewusst gefeiert, er war mehr wie ein weiterer freier Tag, an dem ich ausschlafen konnte und dann am nächsten Tag wieder in die Schule gegangen bin. Dieses Jahr war das etwas anders, denn schon einige Wochen vorher waren alle Deutschen und weitere Gäste zum offiziellen Empfang zum deutschen Nationalfeiertag in der deutschen Botschaft eingeladen worden. Ich bin am 01.10. mit meinen Mitfreiwilligen Vivi und Simon, der uns das Wochenende besucht hatte, aus Sinazeze ganz im Süden des Landes in die Hauptstadt Lusaka gefahren, weil wir am 02.10. noch ein Dokument für die Beantragung eines sambischen Führerscheins in die Botschaft mussten.

Am 02.10. reisten außerdem die anderen Freiwilligen unserer Gruppe und eine weitere Gruppe, mit welcher wir unsere Seminare gemeinsam haben, in die Gossner Mission an. Insgesamt waren wir also circa 15 Leute, die versorgt werden mussten. Also haben wir gemeinsam zwei große Töpfe Chilli sin carne gekocht. Grundsätzlich kochen wir hier mit sehr wenig bis kein Fleisch. Zum einen, weil einige der Gruppe aus Umweltbewusstsein und moralischen Bedenken Vegetarier sind und zum anderen, weil wir die Bedingungen, unter denen die Tiere hier in Sambia leben und geschlachtet werden weder kennen noch einschätzen können.

Den Tag haben wir mit Selbstverteidigungsübungen und dem Fertigmachen für den Empfang verbracht. Vor allem als weiße Frau gilt man in Sambia als begehrenswert, da viele Europäerinnen als leichter zu haben und außerdem als reich (wegen der Hautfarbe) gelten, zusätzlich ist das Frauenbild noch deutlich mehr durch das Patriachat geprägt. Was davon der Wahrheit entspricht, ist eine ganz andere Geschichte. Mir selbst ist es noch nicht passiert, dass ich mich bedroht oder ähnliches gefühlt habe, obwohl auch ich schon den einen oder anderen Heiratsantrag auf der Straße bekommen habe. Trotzdem fühle ich mich jetzt etwas sicherer, wenn ich unterwegs bin, weil ich Strategien kenne, die mir beim Verlassen der mir unangenehmen Situationen helfen können. Nicht, dass mich jemand falsch versteht, ich fühle mich im Land grundsätzlich sicher, aber dieses mulmige Gefühl, wenn ich allein unterwegs bin, ist nicht mehr da und war vorher vor allem da, weil ich das Land und die Menschen hier noch nicht so gut kenne und Situationen deswegen schwerer einschätzbar sind. 

Als wir gegen 17.30 Uhr dann an der Botschaft ankamen, waren schon einige Gäste da und auch wir wurden gleich mit Wein, Bier oder Saft begrüßt. Der ganze Garten hinter der Botschaft war mit Lichterketten geschmückt, alle Gäste waren dem Dresscode entsprechend formell gekleidet bis zu dem Punkt, in dem die Ersten anfingen zu frieren und ihre Jacken über die schicke Kleidung zogen. Der Botschafter und ein Gesandter der sambischen Regierung hielten je eine Rede über die Arbeit, die hinter der Vereinigung zu einem Deutschland steckte, aber auch über die freundschaftliche Beziehung zwischen den beiden Staaten, die auch von Kritik nicht zerstört sondern gestärkt werden sollte. Den ganzen Abend lang spielte eine live-Band verschiedene Cover, zu denen nach dem Essen auch getanzt wurde. Auf das Essen hatten wir uns alle gefreut, weil die sambische Küche doch sehr anders ist als die Deutsche, leider entsprach das Essen nicht ganz unseren Vorstellungen, aber es war trotzdem gut. Spätestens durch das Weißbier wurde es wieder gut gemacht. Für das leibliche Wohl war also mehr als gut gesorgt und sogar die Frau des Botschafters hat uns hin und wieder darauf hingewiesen, dass unsere Gläser schon wieder leer sind. Alles in allem hatten wir einen gelungenen Abend im wirklich schön dekorierten Botschaftsgarten unter all den Lichtern.

Leider war die Nacht nur sehr kurz, weil wir am nächsten Tag um elf Uhr wieder in die Botschaft zu einem Gespräch mit einigen weltwärts-Freiwilligen und den Botschafter eingeladen waren. Zu Beginn hat der Botschafter einiges über die Lage Sambias erzählt, der Fokus lag dabei besonders auf der schwierigen Wasser- und Stromversorgung. Die Infos waren sehr hilfreich, gerade weil die Powercuts immer länger werden und ich in meiner Einsatzstelle nur 0-60 Minuten fließendes Wasser am Tag habe. Sambia hat schon länger mit einer Dürre zu kämpfen und jeder, der im Land ist bekommt das zu spüren.

Die Woche war im Ganzen sehr schön, wir haben in der Botschaft viele weitere deutsche weltwärts-Freiwillige kennengelernt, die wir im Laufe des Jahres sicherlich teilweise auch besuchen werden und somit noch einige weitere Perspektiven des Landes kennenlernen können.

Danach ging es zurück in den Alltag in meiner Eisatzstelle bei KDF in Sinazeze, an einigen Tagen haben meine Mitfreiwillige Vivi und ich das Genderprojekt in seinen Trainings begleitet, an anderen haben wir „nur“ im Jugendzentrum gearbeitet. An diesen Tagen ist unser Arbeitstag meist nur drei Stunden lang, manchmal haben wir eine kleine Einheit zu zum Beispiel Umweltschutz vorbereitet und dann arbeiten wir mehr als diese drei Stunden, in denen das Jugendzentrum geöffnet wird. Das kommt aber nur circa einmal die Woche vor, weil wir den Kindern, die zuhause meist kein Spielzeug haben, die Möglichkeit geben wollen auch einfach nur frei zu spielen.

Am 24.10. folgte ein weiteres Highlight: der sambische Independence Day. Für mich ging es aus gesundheitlichen Gründen einen Tag vorher nach Livingstone, um mich in einer der Privatkliniken untersuchen zu lassen und weil Freiwillige einer anderen Organisation (ASC) dort leben, bin ich gleich über den Independence Day dortgeblieben. Morgens ging es zu einem Marsch durch die halbe Stadt zum Mahnmal, wo das Militär und verschiedene Gruppen etwas aufgeführt haben. Das konnten wir uns leider nicht bis zum Schluss ansehen, weil die Freiwilligen  in Livingstone alle Rugby spielen und ihr Verein an dem Tag ein Turnier ausgerichtet hat. Also gab es einen Tag voll Rugby für mich und die Regeln habe ich am Ende dann auch endlich verstanden. Für die letzten beiden Spiele und den Abend kamen Amelie und Simon auch Choma und Kafue noch dazu.

Abends ging es für uns drei Brot-Freiwillige das erste Mal richtig feiern, worin uns die Freiwilligen vom ASC schon etwas voraus sind. Bilanz des Abends war für mich persönlich, dass man als Frau definitiv männliche Begleitung braucht. Nicht nur als Teil der Gruppe, sondern auch als Tanzpartner, weil man sich als Weiße sonst eher schwertut. Generell scheinen viele Sambier weiß mit reich zu assoziieren und als weiße Frau ist man dann dementsprechend schnell Objekt der Begierde. Anders ist das, wenn man immer wieder mit dem gleichen Mann tanzt, dann wird man kaum bis gar nicht von anderen Männern angetanzt, bekommt aber auch keine Getränke ausgegeben.

Der Oktober war bis jetzt glaube ich der Monat, an dem ich wegen Pflichtteerminen, am wenigsten gearbeitet habe. Es kam immer wieder ein neuer Termin dazwischen, wie das Stempeln des Visums oder meine Knieprobleme und die langen Fahrten zu den Ärzten, die man hier nur in größeren Städten findet. Gerade weil ich nur so wenig im Vergleich zum September da war, freue ich mich jetzt jedes Mal, wenn es wieder zurück in den Alltag geht und damit auch zu meinen Kollegen und Freunden in Sinazeze bei KDF.

 

Text:Frieda-Marie Schmitz

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