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Vom Recht auf Bildung zum Recht auf Arbeit! - Berufliche Qualifizierung von Frauen und Mädchen

Von Carsta Neuenroth am

Das Phänomen scheint sich zu widersprechen: weltweilt werden immer mehr Mädchen eingeschult. Gleichzeitig schaffen es immer weniger Frauen, Fuß im formalen Arbeitsleben zu fassen.

Das BMZ hat diese Problematik erkannt und plant im Rahmen der G7-Präsidentschaft Deutschlands eine Initiative zur wirtschaftlichen Stärkung der beruflichen Qualifizierung von Frauen und Mädchen, um damit die Chancen für Beschäftigung und Selbstständigkeit von Frauen zu verbessern. Kooperationsländer sollen unterstützt werden, Berufsbildungs- und Arbeitsmarktpolitik so zu gestalten, dass die Integration von Frauen in die Wirtschaft steigt.

Für ein komplexes Problem müssen komplexe Lösungsmodelle geschaffen werden: Berufsbildungs- und Arbeitsmarktpolitik muss lernen, sich auf die besonderen Bedürfnisse von Frauen einzulassen, Genderstereotype zu bekämpfen und Innovation zuzulassen. Dies muss sich in der Gestaltung entwicklungspolitischer Maßnahmen wie folgt widerspiegeln:

Aus eigenen Potentialen schöpfen: das Erlernen von Fähigkeiten

Gerade in den ländlichen Gebieten wandern Männer auf der Suche nach Arbeit in die Städte ab, sodass die Frauen auf sich allein gestellt sind und für ihre Kinder sorgend zurückbleiben. Ihre einzige Chance, ein Einkommen zu erwirtschaften, besteht oftmals darin, ein eigenes kleines Business wie z.B. Schneidereiarbeiten, Verkauf von selbst hergestellten Nahrungsmitteln, Kleinviehzucht zu starten. Um damit erfolgreich zu sein scheitert es oft an den Voraussetzungen.

Durch Skills Development in der beruflicher Bildung und Qualifizierung sollen Frauen technische Kenntnisse und die Fähigkeit, verhandeln zu können vermittelt bekommen. Sie lernen, sich auf dem Markt zu bewegen und die Welt des Produkts zu kennen. Dabei und im weiteren Verlauf ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten sind ihre Unabhängigkeit, ihre Gleichberechtigung als Marktpartnerinnen und Business Training von ausschlaggebender Bedeutung.

Rechte erkennen und einfordern: holistische Curricula

Selbstvertrauen in die eigenen Kompetenzen, Selbstbewusstsein und die Fähigkeit der Selbstpräsentation sollten durch geeignete bewusstseinsbildende Maßnahmen aufgebaut werden, um Abbruchquoten zu verringern und die Vermittelbarkeit in Beschäftigungsverhältnisse oder den Erfolgsfaktor für Existenzgründungen zu erhöhen. Dabei ist es wichtig, dass  Frauen über die eigenen Rechte Bescheid wissen, um sich z.B. bei sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz wehren zu können.  Rechte zu kennen und verteidigen zu können, fördert gleichzeitig auch die Fähigkeit Netzwerke zu bilden, wie z.B. in Frauenorganisationen oder Gewerkschaften.

Chancen ergreifen: lebenslanges Lernen ermöglichen

Bereits während der Grundbildung sollte mit der Vermittlung von technischen Befähigungen begonnen werden. Eine fehlende Grundbildung verhindert in der Regel den Zugang zum weiteren Bildungssystem. Deshalb sollte auf die Möglichkeit eines Quereinstiegs geachtet werden. Bedingt durch traditionelle Frauenbilder in der Familie oder in der Gesellschaft, haben Frauen oft keinen oder einen erschwerten Zugang zu Bildung. Voraussetzungen für jegliche Weiterbildung ist eine Grundbildung, die bei Bedarf Alphabetisierung mit einschließt. Dies gilt sowohl für jugendliche, als auch erwachsene Frauen, da berücksichtigt werden muss, dass mehr Frauen als Männer Analphabetinnen sind. Alphabetisierung von Frauen und Mädchen muss deshalb auch im Rahmen von Ausbildung in den Blick genommen werden, da selbst im informellen Sektor ist ein Mindestmaß an Alphabetisierung notwendig ist.

Bildung zugänglich machen: Räume zum Lernen schaffen

Junge Frauen haben in der Regel mehr Arbeit im Haushalt als ihre männlichen Geschwister und weniger Zeit, zur Schule zu gehen oder zu lernen. Oft haben sie bereits im Teenageralter eigene Kinder, die sie versorgen müssen. Schulgebühren werden für Mädchen weniger bezahlt als für deren männliche Geschwister. Die Zahlen der Schulaussteigerinnen steigen im Sekundarschulbereich, deren Ursache oft in familiärer Verpflichtungen und der Unvereinbarkeit von Familie und Schule liegt. Dies hat ein niedrigeres Ausbildungsniveau und einen eingeschränkten Zugang zu qualifizierten Jobs zur Folge. Bedarfsangepasst sollten ihnen geschützte Räume im Rahmen ihrer Bildungs- oder Weiterbildungsaktivitäten zur Verfügung stehen, da viele berufsbildenden Maßnahmen nicht im direkten Lebensumfeld der Familie angeboten werden und für ein Fortkommen, ob im ländlichen oder städtischen Raum, oft ein Ortswechsel notwendig ist. Damit Frauen an Ausbildungsmaßnahmen teilnehmen können, muss Kinderbetreuung gewährleistet sein. Berufliche Ausbildung darf nicht dazu führen, dass z.B. ältere Mädchen Sorge- und Pflegearbeit übernehmen und deshalb selbst nicht in die Schule gehen.

Deshalb ist es notwendig, den Zugang zu Berufsbildungsschulen und zu Stipendien zu verbessern. Auf Schulgebühren sollte verzichtet werden.

Vielfalt wahrnehmen: Gendersterotype überwinden und neue Berufsfelder entdecken

Traditionelle Berufsbilder sind selten geeignet, die individuelle Situation der Frauen zu berücksichtigen. Genderstereotype Fördermaßnahmen, bei denen tradierte Rollen beibehalten werden, sind zu vermeiden, da diese oft schlechter bezahlte Jobs zur Folge haben.

Im ländlichen oder städtischen Bereich sollten deshalb Beschäftigungsfelder oder Berufsfelder berücksichtigt werden, die der jeweils eigenen Wirklichkeit der Frauen entsprechen. Oft ist die traditionelle Berufsbildung für deren Lebensrealität zu lang. Modulare Berufsbildungsmaßnahmen sind dabei in der Regel für die Lebensrealität von Frauen besser geeignet, da sie den Frauen einen flexibleren Zu- und Abgang aus diesen ermöglichen. Auch sollte auf den Zugang neuer und dabei insbesondere technischer Berufsfelder auch im Bereich ICT geachtet werden. Genderstereotype dürfen nicht verfestigt werden.

Dies ist ein gemeinsamer Blogbeitrag von Vera Siber, Rosilin Bock und Carsta Neuenroth.

 

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